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(flinke, rührige) Kerl’; aber mit dem Hans hatte der Vater sein Kreuz und Quästion, zu allen Arbeiten stellte er sich ungeschickt und es war gar nichts rechtes mit ihm anzufangen. Den ganzen Tag strabanzte er herum, gaukelte alleweil mit Hunden und Katzen, denen er allerlei Kunststücke lernte, oder er guckte den Himmel an, wobei er sich gern auf den Buckel legte. Deswegen wurde er auch nur der Himmelsgucker geheißen. Der Vater wäre froh gewesen, wenn er den Hans vom Brote gehabt hätte, aber kein Mensch wollte ihn in den Dienst nehmen. Eines Tages mußte Hans in den Wald hinaus, um Holz zu lesen. Da kam ein Mann zu ihm und fragte ihn nach seinem Aus und An (Verhältnissen). Hans erzählte treuherzig, wie es mit ihm stehe, daß man ihn nur den dummen Hans und den Himmelsgucker heiße. „Einen solchen Kerl kann ich brauchen,“ sagte der Mann zu sich, „den ding’ ich mir.“ Der Mann ging mit Hans heim und sprach mit seinem Vater; der Alte war froh, den Hans los zu werden, und so war er bald mit dem fremden Mann überein gekommen und handeleins. Hans mußte nun seinen Bündel zusammenpacken und dahin ging er mit dem fremden Mann. Es tat ihm gar nicht leid, da er daheim nur gezankt worden war und auch oft Hiebe kriegt hatte. Lange waren Hans und der fremde Mann gegangen und Hans war schon ganz kaput, da kamen sie an einen Wald. Hier wollte sich Hans niedersetzen. „Gehts nicht noch e bißle,“ sagte sein Herr zu Hans, „wir kommen bald zu einem Wirtshause, dort essen und trinken wir und bleiben auch übernacht.“ Hans schleppte sich fort und war herzlich froh, als sie an das Wirtshaus kamen.

Als sie in die Wirtsstube kamen, saßen schon verschiedene Leute drin, und als die Wirtin kam, wäre Hans bald omicht (ohnmächtig) geworden, so toll sah sie aus. Das ist eine Hexe, dachte Hans bei sich. Sein Herr tat aber sehr gemeinschäftlich mit der Wirtin. Die kennen einander gut, dachte sich Hans, no, bas kann mir dro gelich (nun, was kann mir dran liegen). Er aß und trank, was heilges Zeug heißt; denn so gut hatte er in seinem Leben noch nie gegessen und getrunken. Bald darauf mußte er sich niederlegen, was ihm ganz recht war. In einem so schönen und weichen Bett hatte Hans auch in seinem Leben nie geschlafen; er war also recht zufrieden und dachte, es ist doch schöner als bei dir daheim. Früh beizeit kam sein Herr und weckte ihn auf. „Allo, Hans, raus!“ sprach er, „jetzt gehts weiter.“ Hans riebelte sich die Augen aus, stand auf und tat (zog) sich an. Und als sie gefrühstückt hatten, ging es weiter. Lange liefen sie im Wald fort und Hans kannte sich gar nicht mehr aus. Endlich kamen sie an ein Häuslein. „So jetzt sind wir daheim, das ist mein Haus,“ sprach der Herr zu Hans. Dann schloß er die Tür auf und ging mit Hans ins Häuslein hinein. „Bei mir hast du es gut,“ sprach der Herr zu Hans, „essen und trinken darfst du, was dir schmeckt, und die Arbeit ist auch nicht schwer; du mußt die Katz’ füttern, aber lasse sie ja keinen Hunger leiden; Holz mußt du im Wald suchen und es [klein] machen. Und wenn ich fort bin, mußt du dir halt selber kochen. Wenn ich daheim bin, koche ich. Dazu mußt

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Karl Spiegel: Märchen aus Bayern. Selbstverlag des Vereins für bayrische Volkskunde und Mundartforschung, Würzburg 1914, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiegel_Maerchen_aus_Bayern.djvu/17&oldid=- (Version vom 1.8.2018)