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     Seh’ ich nichts weißes dort schimmern?

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     Glänzt’s nicht wie seidnes Gewand?

          Nein, es ist der Säule Flimmern
          An der dunkeln Taxuswand.

O! sehnend Herz, ergötze dich nicht mehr
Mit süßen Bildern wesenlos zu spielen,

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Der Arm, der sie umfassen will, ist leer,

Kein Schattenglück kann diesen Busen kühlen;
O! führe mir die Lebende daher,
Laß ihre Hand, die zärtliche, mich fühlen,
Den Schatten nur von ihres Mantels Saum,

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Und in das Leben tritt der hohle Traum.


     Und leis’ wie aus himmlischen Höhen
     Die Stunde des Glückes erscheint,
          So war sie genaht ungesehen
          Und weckte mit Küssen den Freund.

SCHILLER.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1800. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1800, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1800_237.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)