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wandern sehen auf der Landstraße, mögen sie es unschicklich finden – es ist es nicht – und ich fühle, wir erreichen zusammen das Ziel.

Alsdorff. Sei mitleidig, Hannchen, erspare mir das fürchterliche Gefühl, dich in Noth und Elend zu sehen, in Noth und Elend um meinetwillen.

Hannchen. Der Schmerz der Zurückbleibenden ist stärker, als das Härteste, was uns treffen kann. Nimm mich mit dir, Fritz!

Alsdorff (nach kurzer Pause – entschlossen). Wohl, es sei! Es ist das Schrecklichste, was ich bisher erduldet – vielleicht ist es das Letzte. Aber nicht so – als mein Weib sollst du mit mir gehen. Der Diaconus ist mein Freund – er wird mir zu Liebe noch heute Abend den Segen über uns sprechen. Willst du?

Hannchen (ihn heftig umarmend). Alles, Alles, mein geliebter Freund!

Alsdorff (wehmüthig). Ich träumte mir den Tag als den schönsten meines Lebens, wo du mein Weib würdest – es ist der schrecklichste geworden.

Hannchen. Muth, mein Freund – verzage nicht – du hast noch dich und ein liebendes Weib – wahrlich du bist nicht arm.

Alsdorff. Genug! Ich treffe meine Anstalten, triff du die deinigen – in einer Stunde hole ich dich – – (fast weinend) zur Hochzeit ab! (Stürzt fort.)

Hannchen (wirft einen Blick nach oben, scheint einen Augenblick zu beten und geht seitwärts ab).

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Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/82&oldid=- (Version vom 16.5.2023)