sie konnte nimmer auf den Füßen stehen;
denn all ihre Glieder zitterten vor übergroßer Angst.
Sei guten Mutes, Asenath, hab keine Angst!
Steh auf! Stell dich auf deine Füße,
damit ich meine Worte an dich richten kann!
und stellte sich auf ihre Füße;
dann sprach zu ihr der Engel:
Geh in dein zweites Zimmer ungesäumt!
Leg ab das schwarze Kleid, worin du dich gehüllt,
und tu das Bußgewand von deiner Hüfte!
Entfern von deinem Haupt die Asche!
Wasch dir die Hände und das Angesicht mit reinem Wasser
und leg ein weißes, unberührtes Kleid dir an!
Gürt deine Hüfte mit dem reinen Gürtel der Jungfräulichkeit,
dem doppelten!
damit ich meinen Auftrag dir ausrichte,
weswegen mich zu dir der Herr gesandt!
worin sich die Behälter ihres Schmucks befanden.
Sie öffnet ihre Truhe,
entnimmt ein weißes, feines, unberührtes Kleid
und zieht es an;
zuvor zieht sie das schwarze Kleid sich aus,
nimmt auch den Strick
sowie das Bußgewand von ihrer Hüfte
und gürtet sich mit feinem Doppelgürtel der Jungfräulichkeit;
den einen legt sie an die Hüfte,
den anderen an die Brust.
wäscht ihre Hände und das Angesicht mit reinem Wasser,
sie nimmt auch einen feinen, äußerst schönen Schleier,
ihr Haupt damit verhüllend.
Da spricht zu ihr des Herren Engel:
Entfern von deinem Haupt den Schleier,
weil eine reine Jungfrau du heut bist;
es gleicht dein Haupt dem eines Jünglings.
und wieder spricht zu ihr der Gottesbote:
Sei guten Mutes, reine Jungfrau Asenath!
Es hat ja Gott der Herr vernommen,
was du bekannt, was du erfleht.
Paul Rießler (Übersetzer): Joseph und Asenath. Dr. B. Filser, Augsburg 1928, Seite 515. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_515.jpg&oldid=- (Version vom 10.12.2023)