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auf das durchsichtige, schräge Gewebe des Regens, der auf die schwarzen, gebeugten Bäume niederfiel, Yoe saß unbeweglich da, mit geschlossenen Augenlidern, und der im Nebenzimmer umhergehende Mr. Smith schaute jeden Augenblick durch die Portiere, bis er sich endlich leise hineinschob und ängstlich sagte:

„Er muß vor allem vergessen, – das wird ihn am ehesten heilen …“

„Was soll ich vergessen?“ fragte plötzlich Zenon und schlug die Augen auf.

„Die … eigene Krankheit!“ beeilte sich Yoe zu entgegnen, während er seine Hand faßte.

„Was, ich bin krank?“ Zenon war ganz erstaunt.

„Es ist schon alles vorüber, bemühe dich nicht, dich daran zu erinnern, – es war nichts Gefährliches.“

„Aber ich kann mich an nichts erinnern.“

„Sie sind offenbar infolge von Überarbeitung ohnmächtig geworden,“ flüsterte Mr. Smith.

„Nein, nein, Mr. Smith scherzt,“ widersprach Yoe energisch.

„Ich bin in Ohnmacht gefallen, wann?“ Zenon versuchte die Fetzen von Erinnerung, die in seinem Hirne herumschwirrten, zusammenzuleimen, doch er fühlte sich plötzlich völlig im Dunkeln, die schwachen Funken entglitten seinem Bewußtsein, wie das Rettungsseil den Händen des Ertrinkenden, er schaute Yoe an und erbebte … Er bemühte sich aufzustehen … Er wollte schreien … Er wollte etwas sagen und blieb steif liegen, mit ausgestreckter Hand … mit einem stummen

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Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/171&oldid=- (Version vom 1.8.2018)