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„Ich wußte, daß ich Ihnen begegnen müßte,“ flüsterte er und trat an sie heran.

Sie blickte ihn streng an, als wollte sie ihm Ruhe gebieten.

Er fühlte keine Müdigkeit mehr, die wahnsinnige Stimmung glitt von seiner Seele herab wie ein Fetzen; er war wieder ein normaler Mensch.

„Und doch ist’s ihnen besser im Reiche der ewigen Stille,“ flüsterte er wieder.

„Wer weiß? Und wenn ihre Seelen an ihre körperlichen Erscheinungen gefesselt sind, dann müssen sie umherirren in den Fesseln der Materie, dann müssen sie hier sein, müssen diese Hallen mit einem für Sterbliche unhörbaren Jammern und der Sehnsucht der Erwartung erfüllen, so lange diese Bronze und dieser Marmor dauern, bis die Zeit alles in Trümmer verwandelt und sie, befreit, ihrer Bestimmung überläßt.“

„Das wäre zu schrecklich!“ Er schüttelte sich unwillkürlich bei dieser Vorstellung.

„Wer weiß, wovon sein Tod oder sein Leben abhängig ist, was ihn fesselt und was ihn erlöst?“

„S. O. F.,“ sprach er langsam, beinahe unwillkürlich, wie man manchmal Worte ausspricht, die einem hartnäckig im Gehirn stecken und von selbst von den Lippen fließen. Er fühlte, daß sie wankte und sich für einen Moment auf seinen Arm stützte, aber er verstand den Grund nicht. Sie gingen jetzt schweigend weiter, wobei sie der Reihe nach vor den Grabkapellen stehen blieben, welche die Dämmerung mit einem immer dichteren Vorhang

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Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/138&oldid=- (Version vom 1.8.2018)