allen Ecken, schaute sogar im Schrank und unter dem Bette nach, – keine Spur … Er untersuchte die Tür: sie war verschlossen, der Schlüssel steckte … Er kehrte zum Schreibtisch zurück, er wußte nicht mehr, was er davon halten sollte, als sein Blick auf einen Bogen Notenpapier fiel, der auf einem Buche lag: darauf standen in schwarzen Lettern Worte, – die Tinte war noch feucht.
„Suche … folge dem, was dir begegnet … frage nach nichts … schweige … sei ohne Furcht … S.O.F. öffnet die Geheimnisse …“ Er las es mehrere Male, die Schrift war deutlich, die Striche energisch, und offenbar, um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, lief sie quer über das Papier; die noch nasse Feder lag daneben.
„Was bei allen Teufeln soll dieser Rebusscherz bedeuten, wer hat das hier hingeschmiert?“ brach er hervor, da er auch nicht einen Augenblick etwas anderes annahm; er warf das Papier auf den Schreibtisch und ging ins Bett zurück, er war sicher, daß es Täuschung gewesen war, er drehte das Licht aus, hüllte sich in die Decke ein und versuchte einzuschlafen …
Wieder tönten leise, kaum hörbare Klänge vom Klavier im anderen Zimmer herüber, – jene geheimnisvolle, merkwürdige Melodie, die er auf der Seance gehört hatte.
„Wer …?“ Aber er verstummte, ein tödliches Entsetzen würgte ihn.
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/131&oldid=- (Version vom 1.8.2018)