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Er verstand nichts davon, noch hörte er etwas, aber plötzlich wachte er aus seinem Sinnen auf, berührte die Strieme mit dem Finger und fragte leise:

„Woher hast du dieses Mal?“

„Da … habe ich mich gekratzt, – das hat mein Bräutigam …“ fügte sie eilig unter seinem befehlenden Blick hinzu und duckte sich ängstlich.

„Das ist nicht wahr … Du mußt dort gewesen sein,“ zischte er, während er sich zu ihr niederbeugte.

„Wo? Wo sollte ich gewesen sein,“ rief sie, entsetzt über seine bewußtlosen[WS 1] Augen.

„Du warst dort … Du triefst ganz von Blut … bist ganz mit Wunden bedeckt … ganz mit Striemen … zeig her …!“ flüsterte er abgerissen und streckte die gierigen, zitternden Hände aus; und als das Mädchen fortlaufen wollte, erfaßte er es wie mit Krallen, zerriß mit blitzartiger Schnelligkeit ihre Bluse und schälte daraus den nackten, bläulichen Rücken heraus …

Plötzlich sanken seine Hände herab, und er taumelte gegen die Wand.

Die Mädchen aber, von der Plötzlichkeit dessen, was geschehen war, überrascht, verfielen in eine Art Starrheit, sie wagten weder sich zu erheben, noch etwas zu sagen, sie schauten mit einem erstorbenen Blick vor sich hin, beinahe wahnsinnig vor Angst und Grauen.

„Fürchtet euch nicht, ich wollte euch nichts Schlimmes tun, verzeiht, nein,“ flüsterte er, selbst entsetzt darüber, was geschehen war, gab ihnen, was er nur an Geld bei sich hatte, und lief fort …

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: bewußlosen
Empfohlene Zitierweise:
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/129&oldid=- (Version vom 1.8.2018)