unter ihm plätscherte das Wasser und netzte sein heißes Gesicht; manchmal bildeten sich in der Dunkelheit lange zischende Wellen, wie Schlangen, und krochen leise heran, seine Füße zu umfangen; er fühlte es nicht, da er in die Dunkelheit starrte.
Schwarze, bewegliche Wassermassen schossen im undurchdringlichen Dunkel mit melancholischem Rauschen vorbei; sie flüsterten dumpf und ängstlich und flossen dahin, immerfort und unaufhörlich, wie auf einer ewigen Jagd, in einer ewigen Klage über diese unaufhörliche Mühe, diese tödliche Mühe. Es gab keinen Himmel, keine Sterne, nur ein fahler Schimmer lag gleich feuchtem Staub über der Stadt; das Wasser war öde und still, an den verlorenen, unkenntlichen Ufern blitzten Laternen auf und regten sich wie rote und goldene Blumen, und die weiten Brücken hallten schläfrig und spiegelten ihre bunten Lichter in dem zitternden, düsteren Flusse wieder.
Manchmal glitt ein Schiff durch die Dunkelheit, seine erleuchteten Fenster tauchten gespensterhaft auf und verschwanden wieder, wie etwas, was nie gewesen wäre. Und dann und wann drang von der Stadt der geschwächte Widerhall ihres Getöses herüber und verhallte bald wieder lautlos über dem Wasser …
Zenon saß wie tot vor Ermüdung und so in sich verloren und so fern von allen äußeren Dingen, daß er, so oft auch auf dem Granitufer Schritte hörbar wurden, sie gar nicht hörte: ja er wußte nicht einmal, daß schon einige Male eine Gestalt hinter ihm aufgetaucht war, und daß lauernde Räuberaugen
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/120&oldid=- (Version vom 1.8.2018)