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Tausende von Hüten hoben sich hoch, Tausende von Kehlen schrien aus ganzer Kraft, ohne Unterlaß, doch das Chaos wurde immer noch gewaltiger, denn vom anderen Ende der Straße drangen dröhnende, mächtige Trompetenstöße herüber; aber Zenon hörte dies alles nicht, denn vor seinen Augen tanzten immer noch nackte, blutige Leiber, und er hörte das Saufen der Bambusstöcke über seinem Kopfe, so daß er sich unbewußt duckte, als wolle er den Hieben entgehen, und immer noch verfolgte er mit ängstlich lauernden Augen einen langen Hals und rote Haarsträhne, die unter dem Schleier hervorquollen …

„Aber vielleicht ist sie es nicht?“ dachte er plötzlich, während er sich mit Mühe von der Vision losriß. „Ich habe doch keinerlei Sicherheit, es schien mir nur so, ich ahnte es nur wegen des roten Haars und der Figur … Unsinn, es muß Tausende in dieser Masse geben, die ihr ähnlich sind … Also konnte auch dort eine Ähnliche sein … aber konnte sie es nicht auch selbst sein?“

In ihm begann ein dumpfer Kampf, ein heftiger, böser und hinterlistiger Kampf, denn er wehrte sich mit der ganzen Kraft des Herzens gegen Vermutungen. Jedoch schon der Gedanke allein, sie könnte dort gewesen sein, dort inmitten dieser besessenen, sich geißelnden Schar, erfüllte ihn mit wilder Pein, mit unsagbarer Qual … Und die Stimme des Verdachtes, eine neidische, böse Stimme, wurde stärker in ihm und zischte wie Schlangen …

„Wer weiß, wer sie ist, wer weiß es?“ höhnte er sich selbst.

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Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/117&oldid=- (Version vom 1.8.2018)