„Dick, dreh den Gashahn im Kamin aus!“ befahl der Alte und rückte vom Feuer fort.
„Wenn Sie Kopfschmerzen haben, mache ich Ihnen gern einen Umschlag,“ schlug Ellen vor.
„Im Gegenteil, ich fühle mich ganz vorzüglich, besten Dank.“
Doch ein Gespräch wollte sich nicht mehr anknüpfen, sie sprachen einsilbig, – einzig und allein, um die leise Unruhe zu unterdrücken, die sich in ihre Herzen hineinzuschleichen begann; immer öfter schwiegen sie, und immer ängstlicher schweiften ihre mißtrauischen Augen in dem hellerleuchteten Zimmer umher.
Der Alte machte sich über alle lustig, weil sie so leicht einer Suggestion verfielen; doch auch das half nichts und konnte die frühere Stimmung nicht mehr zurückbringen; und da es schon nach elf war, begann man langsam aufzubrechen.
Die Tanten entfernten sich zuerst in ihre Zimmer im zweiten Stock und nahmen Betsy mit, der Alte aber zog den Sohn beiseite und bat ihn dort leise um etwas, doch dauerte das so lange, daß Zenon hinausging, um sie nicht zu stören.
„Mr. Zen!“ erklang hinter ihm auf der Treppe die gedämpfte Stimme Betsys.
„Mein Liebster, Bester, gehen Sie doch, bitte, zu einem Arzt!“ bat sie herzlich, als er etwas näher herangekommen war.
„Nun gut, ich werde zum Arzt gehen, werde mich einer Kur unterziehen, werde einen ganzen Berg Medizin schlucken, werde alles tun, was die tyrannische Miß Betsy verlangt. Auf Wiedersehn!“ rief er laut.
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/090&oldid=- (Version vom 1.8.2018)