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wie von einem glühenden Dolche, und ihn trotzdem nicht auszusprechen wagte. Er wollte es nicht zulassen, er wußte selbst nicht, warum, er fürchtete diese Frage, also zwang er sich absichtlich zum Humor, er machte Scherze, erzählte amüsante Anekdoten, nur um diesen Augenblick weiter hinauszuschieben, oder ihn völlig auszulöschen. Das Gespräch brach aber immerfort ab, die Themen erschöpften sich schnell, und öfter und länger trat ein Schweigen ein, beunruhigende Pausen, in denen ihre Augen, von dieser geheimen Sorge bedrückt, scheu und voll Unruhe einander flohen. Zum Glück setzte sich Miß Dolly zu ihnen und begann mit kläglicher Stimme entrüstet über irgend ein Stück Dumas zu schimpfen, das sie vor einigen Tagen mit Sarah Bernard in der Hauptrolle gesehen hatte.

Miß Dolly war eine leidenschaftliche Männerfeindin, sie war sogar Vorsitzende des Klubs „Unabhängige Frauen“, die Prophetin eines künftigen Matriarchats und eine glühende Vorkämpferin der Frauenrechte, und sie hatte sich schon vom ersten Tage an glühend gegen die damals berühmte Dumassche These „Tue la“ gewandt.

„Ein verbrecherischer und schändlicher Unsinn, diese Theorie! Töte sie? Wofür denn? Wer hat denn das Recht, über das Leben eines Weibes zu entscheiden, außer ihr selbst, wer? Wo ist ihre Schuld? Daß sie sein Eigentum nicht sein will, daß sie flüchtet vor seiner Tyrannei, daß sie Recht und Freiheit für sich fordert, daß sie ein eigenes, unabhängiges Leben haben will, dafür morde sie, fessele sie, wirf sie in den Abgrund

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Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/080&oldid=- (Version vom 1.8.2018)