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finsteres Zimmer; durch die geöffnete Tür glänzte weiß der Tisch, der von Kerzen in hohen Kandelabern beleuchtet war, und dahinter saß, den Rücken den Eintretenden zugewendet, in einem tiefen Fauteuil Mr. Bartelet, die Tanten spazierten auf beiden Seiten des Tisches einher, dem Zimmer entlang, jede nach einer anderen Richtung.

„Da sind unsere Jungens, die Züge hatten Verspätung,“ rief Betsy und legte ihren Strauß aus die Tischecke.

„Unglückskind, das Tischtuch wird naß,“ jammerte die kleinere der Tanten, Miß Ellen.

„Schrei nicht!“ zischte der Alte kalt, während er seinem Sohne die Hand reichte, dann, mit einem Wutblick in das erschrockne schwammige Gesicht der Miß Ellen, nahm er Zenon unter den Arm und ging, mit Mühe seinen gewaltigen Körper erhebend, zum Tisch.

„Auftragen,“ knurrte er, indem er mit dem Stock auf die Diele stieß, denn die Küchenräume waren im Souterrain.

Sie nahmen ihre Plätze schweigend ein, nur Betsy, welche die Blumen in Vasen verteilte und auf den Tisch stellte, bemühte sich, eine fröhlichere Stimmung zu erwecken, aber vergebens, denn ihre süße, halb kindliche Stimme erstarb wie eine Blume in dieser kalten Atmosphäre, die voll von Ärger, Unwillen und einem ewigen Übelnehmen war. Miß Dolly tötete mit rügenden Blicken jedes ihrer Worte, jedes heitere Lächeln; Miß Ellen wieder peinigte sie auf ihre Art, indem sie jeden Augenblick aufstand, um ihre in Unordnung

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Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/066&oldid=- (Version vom 1.8.2018)