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Drittes Kapitel

Endlich! Ich dachte schon, Ihr würdet nicht mehr kommen; seit einer halben Stunde ist das Essen fertig, und ich warte und warte!“ rief freudig Betsy, die selbst die schwere Türe zum Flur öffnete.

„Die Suppe ist kalt, der Hammelbraten angebrannt, die Mehlspeise zusammengefallen, die Tanten sind böse, und Miß Betsy ist in Verzweiflung,“ scherzte Zenon, während er sie herzlich begrüßte.

„Betsy war wirklich in Verzweiflung! Ich dachte …“

„Daß wir nicht mehr kommen würden? Bitte, die Hände auszustrecken, dies ist die Strafe für unser Zuspätkommen.“

Zenon wickelte das Papier auf und legte in ihre Hände einen riesigen Strauß wunderbarer Anemonen und ganze Bündel prachtvoller purpurfarbener Rosen, die ihren Lippen in diesem Augenblick glichen, ihren wonnig bebenden Lippen, die sich an die kühlen, duftenden Blumen schmiegten, hinter denen sie ihre entzückten Augen erhob und dankend flüsterte:

„Guter, guter Zen!“

„Wegen des Nebels haben alle Züge eine gewaltige Verspätung,“ bemerkte Yoe.

„Hast du dich aus demselben Grunde ganze zwei Wochen bei uns nicht sehen lassen?“

Empfohlene Zitierweise:
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/064&oldid=- (Version vom 1.8.2018)