fielen eine Menge Pence, sie aber verteilte dafür Sentenzen aus der Apokalypse, die auf rotes Papier gedruckt waren, und die Adressen der Kirche, in der sich die Gläubigen zu gemeinsamen Betrachtungen zu versammeln pflegten.
Betsy warf einen ganzen Schilling hin, was der Redner trotz seines ekstatischen Zustandes blitzschnell bemerkte, denn er fing aus Leibeskräften zu rufen an:
„Eine Bekehrte, seht eine Sodomiterin, sie ist bekehrt!“
„Gehen wir jetzt, gehen wir,“ bat sie, unter den vielen Blicken errötend.
„Gehen wir, denn noch einen Schilling, und er erklärt Sie für heilig.“
Sie glitten aus der Menge und gingen schnell über das leere Trottoir dahin.
„An jener Ecke dort wird man auf die gleiche Weise erlöst,“ bemerkte er ironisch.
Es war wirklich so, auch dort, etwas tiefer in einer schwarzen, schmalen Gasse, die fast ganz in Nebel versunken war, ertönte die schreiende und doch salbungsvolle Stimme eines Straßenpredigers, auch dort hatten sich einige Vorübergehende angesammelt, auch dort wurde ein Tamtam geschlagen, sang man Lieder, verfluchte die Sünde, rief zur Buße auf, erlöste man, sammelte Geld ein und verteilte Auszüge aus der Heiligen Schrift, die auf hellgrüne Karten gedruckt waren und wie junge Blätter auf das schmutzige Trottoir flatterten.
„Es gibt zu viel von diesen Welterlösern!“
„Sie denken, daß das alles Gaukler und Betrüger sind?“
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/035&oldid=- (Version vom 1.8.2018)