„Du bist gleich eingeschlafen.“
„Nein –, ich spielte doch etwas; mir scheint: Bach.“
„Du spieltest auch später.“
„Im Traum?“
„Du warst im Trance.“
„Und ich spielte! Richtig, ich erinnere mich an eine Melodie … Sofort … Ich kann sie nicht festhalten … In meiner Erinnerung jagen sich irgendwelche versprengte Töne, – aber das ist doch merkwürdig, noch nie bin ich in einen derartigen Traum verfallen …“
„Erinnerst du dich an nichts mehr als an diese Melodie?“
„Nein, – und Daisy? …“
„Sie schläft noch …“
Zenon öffnete die Tür zum runden Zimmer und stand ganz verblüfft da.
„Aber da ist sie ja … Ich schlief doch nicht. Was redet ihr mir ein? Vor einem Augenblick sprach ich noch mit ihr … Wir gingen zusammen durch einen Park … Ja … Ich erinnere mich … Blaue Bäume … sagte sie … Sofort … Wo war das …“
Er schaute sich plötzlich ängstlich um.
Alle standen sie da und starrten ihn an, neugierig und schweigend.
„Es ist etwas mit mir geschehen, woran ich mich nicht mehr erinnern kann … Ich habe so merkwürdiges Kopfweh.“
Er wankte, daß Yoe ihn umfassen und auf einen Stuhl setzen mußte.
Lange saß er unbeweglich, in sich versunken,
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/021&oldid=- (Version vom 1.8.2018)