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sowohl Churpfalz als auch den Grafen von Nassau, und Philipp entschloß sich, beiden mit einiger Mannschaft zu Hülfe zu kommen. Dieser Umstand beweißt eben sowohl wie der vorige, wie wenig seine Freundschaft gleichgültig war, und was für einen Einfluß mit Ehre er in die damaligen Fehden hatte.

Die grosse Lust zu reisen, welche Philipp überhaupt äußerte, zog endlich aus hinzugekommenen besonderen Bewegungsgründen der Andacht i. J. 1484. die berühmte Reise nach dem h. Grabe im gelobten Lande nach sich, deren ich oben erwähnt habe, und wovon ich hier das damals geführte Tagebuch mittheilen will. Er sorgte vorher für die Ruhe seines Landes und machte eine Verordnung, darinn er den Abt zu Fulda, und den Grafen von Nassau zur Administration der Regierung während seiner Abwesenheit ernannte. Kaum aber hatte er seine andächtige Neugier gestillet, so flog er als ein guter Vater seinen Kindern wieder mit Sehnsucht zu, und kam noch in demselben Jahre wieder aus dem gelobten Lande zurück. Die Frucht seiner Reise bestand in Ablaß, welchen er für die St. Martins Capelle im Schloß zu Hanau von verschiedenen Cardinälen erhielt, ohne Zweifel nicht die einzige, noch die wichtigste; denn die Reise wirkte auch auf sein politisches Ansehen in den damaligen Umständen der Zeit. Unterdessen genoß er nach seiner Zurückkunft die Ruhe im Schooße seines Landes nicht gar lang. Denn einige Jahre nachher wurde er von den Herren von Hutten, die in den Ritterzeiten keine unwichtige Rolle spielten, so wie auch von dem Grafen Otto von Waldeck und noch verschiedenen von der Ritterschaft befehdet. Philipp aber hatte sich als Freund und Nachbar durch sein kluges und würdiges Betragen mächtige Freunde zu erwerben gewußt, die ihn auch hier in seiner eigenen Unruhe nicht verließen. Denn er empfieng von dem Landgrafen Wilhelm III. zu Hessen,

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Anonym: Reise Philipps des Jüngern nach dem heiligen Grabe. Ev. Luth. Waisenhaus, Hanau 1780, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reise_Philipp_des_J%C3%BCngern.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.8.2023)