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Hanauisches Magazin.

Siebentes Stück.

Reise Philipps des Jüngern, Grafen von Hanau, nach dem h. Grabe.

Es war einmal eine Zeit, da es durchgehends in der Christenheit für ein großes Verdienst gehalten wurde, das h. Grab in Jerusalem, oder den schön bebauten Platz, welcher dafür ausgegeben wird, gesehen zu haben. Dieser Wahn von Verdienstlichkeit, welcher von einem grossen Enthusiasmus von Andacht unterstützt wurde, veranlaßte nicht nur die Kreuzzüge, um das heilige Land den Händen der Ungläubigen zu entreißen, sondern auch die einzelnen Reisen und Wallfarthen, wobey sich nach den damaligen Religionserkenntnissen so wichtige Vortheile für die Seele einernten ließen, und womit sich der natürliche Trieb, fremde merkwürdige Oerter zu sehen, so leicht vereinigte. Außer einem grossen Reichthum von Ablaß, den man gemeiniglich von daher mitbrachte, und außer der Achtung, die man sich vorzüglich dadurch bey seinen Zeitgenossen erwarb, konnte man auch die einer guten Seele so würdige Neigung befriedigen, die Oerter selbst mit einem gewissen Entzücken zu sehen, wo der erhabene Stifter unsrer Religion gewandelt, gelehrt, so viele Wunder gethan, als das grosse Versöhnopfer für die Menschen starb, und Auferstehung und Himmel durch seine eigene Vollendung so gewiß machte. Wie lebendig müssen da einer solchen Seele die Beschreibungen der Evangelisten werden, und was für Wahrheit aus den Weissagungen des Herrn über die Schicksale dieses Landes bey seinem Anblick ihr

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Anonym: Reise Philipps des Jüngern nach dem heiligen Grabe. Ev. Luth. Waisenhaus, Hanau 1780, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reise_Philipp_des_J%C3%BCngern.pdf/1&oldid=- (Version vom 11.7.2023)