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zu können, die seinige mit der Hand eines andern verschränken.

Aesthetische Verschönerung der Liebe suche ich da, wo die Zartheit und die Fülle der Empfindung, als äußere Form der Gesinnung auf ein Herz zurückführt, das fähig wäre, das Glück des Geliebten seinem eigenen vorzuziehen, weil es den Werth eines andern Herzens ganz zu fühlen im Stande ist: wo folglich mit dem Bilde des feinsten und üppigsten Instinkts, der unserm Instinkte schmeichelt, zugleich das unzweydeutige Bild der Liebe erweckt wird.

Aesthetisch schön erscheint daher die Liebe beym La Fontaine in jener liebenden Buhlerin, die nach unzähligen Genüssen der bloßen Sinnlichkeit ihre Freuden zum ersten Mahle in den Armen des Geliebten zu kosten glaubt. Zum ersten Mahle? fragt der Dichter. Ja! setzt er hinzu: wer geliebt hat, der antworte! – Vergleicht dieß Bild sinnlicher Freuden, denen das Herz den höchsten Reitz giebt, mit demjenigen, das die niedergedrückten Grasspitzen bey einer Sappho erweckten, um die nähere Uebereinstimmung mit dem Begriffe der Liebe zu fühlen. [1]


  1. Einem meiner Freunde, der Gelehrsamkeit und Geschmack mit einem Herzen verbindet, das sich im spätern Alter noch gleich wirksam und lebhaft bey ihm erhält, und mit dem ich oft über meinen Begriff von der Liebe geredet hatte, verdanke ich folgendes Epigramm, in dem gewiß die Liebe in einer ästhetisch schönen Form erscheint: [60]

    Casta sui thalamo cum surgeret Arria Paeti,
    Cujus in amplexu gaudia nox tulerat,
    Os illa ore premens, non quod mihi dulce erat, inquit,
    Sed quod dulce tibi est, hoc mihi dulce fuit.

    Die Feinheit des Ausdrucks dulce geht im Deutschen verloren; sonst ist der Sinn in einer Uebersetzung, die mir ein anderer meiner Freunde mitgetheilt hat, glücklich dahin wieder gegeben:

    Als sich Arria wandt’ aus ihres Pätus Umarmung,
    Welchem die göttliche Nacht Freuden der Liebe verliehn,
    Drückte sie Mund an Mund, und sprach: Nicht was ich genossen,
    Dein Genuß, o Gemahl, war mir der schönste Genuß!