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Aesthetisch schön erscheint die Liebe in jener Zenie oder Laura, die heimlich die Sprache des Geliebten, eines Ausländers, lernten, um ihm in süßeren Tönen die Sprache ihres Herzens hören zu lassen. Vergleicht diesen Zug mit Rousseaus Unterhaltungen mit seiner einfältigen Therese! Welch ein reitzenderes, aber auch welch ein wahreres Bild der Liebe?

Niemand aber hat wohl die wohlgefällige Form mit dem wahren Ausdruck der Liebe besser zu verbinden gewußt, als Marmontel in nachstehender Erzählung.

Ein eingekerkertes, äußerst bewachtes Mädchen will den Liebhaber, der es nie hat sprechen, der ihm nur durch Zeichen seine Liebe hat offenbaren können, das erste Merkmahl geben: du wirst geliebt! Aber wie fängt es dieß an? Wie entgeht es dem Auge seiner Wächter? wo findet es einen Schleyer vor seiner eigenen Schamhaftigkeit? – Sein Fenster ist dem seinigen gegenüber. Er zeigt sich daran, bekümmert über sein Schicksal, sehnsuchtsvoll nach dessen endlicher Endscheidung. Des


Casta sui thalamo cum surgeret Arria Paeti,
Cujus in amplexu gaudia nox tulerat,
Os illa ore premens, non quod mihi dulce erat, inquit,
Sed quod dulce tibi est, hoc mihi dulce fuit.

Die Feinheit des Ausdrucks dulce geht im Deutschen verloren; sonst ist der Sinn in einer Uebersetzung, die mir ein anderer meiner Freunde mitgetheilt hat, glücklich dahin wieder gegeben:

Als sich Arria wandt’ aus ihres Pätus Umarmung,
Welchem die göttliche Nacht Freuden der Liebe verliehn,
Drückte sie Mund an Mund, und sprach: Nicht was ich genossen,
Dein Genuß, o Gemahl, war mir der schönste Genuß!