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Walther Kabel: Raffaelsche Tapeten (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 13)

Raffaelsche Tapeten. – Einige Jahre vor seinem Tode erhielt Raffael vom Papst Leo X. den Auftrag, eine Reihe Entwürfe aus dem Leben des Heilandes und der Apostel zu zeichnen und nach diesen Entwürfen in der durch Wolltapetenweberei berühmten Stadt Arras in Frankreich für den Vatikan sieben Tapeten weben zu lassen, deren Anfertigung er selbst überwachen sollte. Diese Wolltapeten hatten in jener Zeit eine weite Verbreitung. Sie wurden nicht dicht an den Wänden befestigt, sondern hingen lose von der Decke herab, wie dies auch Shakespeare in seinen Dramen mehrfach erwähnt. So läßt er den Falstaff hinter der Tapete schlafen, und Hamlet glaubt seinen Stiefvater hinter der Tapete zu hören, was bekanntlich dem armen Polonius das Leben kostete.

Raffael führte den Auftrag des Papstes auch gewissenhaft aus, und so entstanden sieben farbenprächtige, reich mit Gold durchwirkte Tapeten. Glücklich trafen sie in Rom ein. Aber inzwischen war nicht nur Leo X., sondern auch Raffael

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Walther Kabel: Raffaelsche Tapeten (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 13). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1910, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Raffaelsche_Tapeten.pdf/2&oldid=- (Version vom 1.8.2018)