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auf steinigen Bergabhängen mit wenig tiefem Boden der Mahaleb-Unterlage für die Kirschen bedienen solle; daß der Boden, in welchem, nach der Mittheilung, die auf Mahaleb veredelten Kirschstämme eingingen, ein magerer, häufig zu trockener gewesen sein möge, möchte ich aus der Erwähnung schließen, daß die absterbenden, herausgenommenen Stämme nur einzelne in die Tiefe gehende Wurzeln gemacht gehabt hatten. Wenigstens beobachtete ich dieselbe Erscheinung an ein paar Hundert jungen Kirschenwildlingen (vorzüglich Süßkirschen), die ich bei meiner Versetzung nach Nienburg in dem sandigeren Garten vor der Stadt auf dem höheren, trockeneren Theil dieses Gartens, der durch den Cichorienbau ganz ausgesogen war, gepflanzt hatte. Diese früher kräftigen Wildlinge starben mir in drei Jahren nach und nach ab, ohne im Geringsten zu wachsen, und bei dem Wegräumen einzelner noch lebender, fand ich auch, daß sie einzelne dünne Wurzeln 2–3 Fuß lang in die Tiefe gemacht hatten, offenbar im Suchen nach Nahrung und Feuchtigkeit, die ihnen in der obern Bodenschicht abging. – Daß die Mahalebkirsche an sich, und ohne für sie unpassenden Boden empfindlicher für den Frost sein sollte, als die Kirsche selbst, wie die Mittheilung annimmt, möchte ich, da die Kirsche eine südlichere Abstammung hat, als der Mahalebstamm, und nach meinen bisherigen Erfahrungen an drei größeren Mahalebstämmen, die sowohl in Sulingen, als Nienburg in zwei Wintern unbeschädigt blieben, in denen die Obstbäume und auch die Kirschen litten, kaum glauben. Es fehlen aber über diesen Punkt, und über die Anwendbarkeit des Mahalebstammes, als Unterlage für die Kirschen, noch allseitigere Beobachtungen, da solche Anzucht der Kirschen noch neu ist, und wird Jeder, der genaue und mit Umsicht gemachte Beobachtungen über diesen Punkt mittheilen kann, dem pomologischen Publikum gewiß einen Dienst erzeigen.

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Seite 279 der Monatsschrift wird aus der Thüringischen Gartenzeitung referirt, daß Herr Hofgärtner Jäger für unsere nördlicheren Gegenden, um volltragende Obstbäume zu haben, anrathe, hauptsächlich spätblühende Obstarten zu pflanzen, da die früh blühenden von Frösten zu leicht litten. Ich glaube, daß dieser Rath doch nur für diejenigen Gegenden paßt, die wegen Nähe von Gebirgen im Mai noch häufiger an merklichen Nachtfrösten leiden, und daß in manchen ebeneren Gegenden, wie z. B. im Hannover’schen, von heißen Tagen im Mai und Juni, ehe die jungen Früchte eine gewisse Größe erlangt haben, wohl eben so viel und mehr Gefahr für den Obstertrag zu besorgen sei, als von Frösten in und nach der Blüthe der Obstbäume, von denen ich merklicheren Schaden hier in circa 25 Jahren, wo ich darauf achtete, nur zwei Mal 1854 und 1831 wahrgenommen habe, während es nicht selten vorkam, daß der reichste Ansatz junger Früchte durch heiße Tage im Mai und Juni zum Theil oder, je nach den Sorten, auch ganz zerstört wurde. Noch im laufenden Jahre konnte man wieder diese Beobachtung machen, wo die Obstbäume später als je blühten, Kirschen um den 15. Mai, Aepfel erst Ende Mai. Der Fruchtansatz bei allen Bäumen, die reichlich geblüht hatten, war anfangs ein sehr reicher; aber drei heiße Tage um die Mitte des Juni, obwohl diese noch nicht einmal trockene Hitze und mehr als 21° Reaumur Wärme[WS 1] mit sich brachten und hinreichende Feuchtigkeit im Boden vorhanden war, haben ganz außerordentlich viel junges Obst von den

Anmerkungen (Wikisource)

  1. = 26,25°C
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_425.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)