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nach dem Beschneiden der Wurzeln jeden Baum rasch einzusetzen; und daß in den meisten Fällen, namentlich aber bei Bäumen, die einen weiteren Transport erleiden mußten, oder deren Wurzeln längere Zeit mehr oder weniger der Luft exponirt waren, es für das gute Ausschlagen vortheilhaft sein wird, sie wenn man sie im Herbst etwa erhielt, den Winter über nur einschlagen, und erst im Frühlinge, ja selbst etwas später im Frühlinge zu pflanzen, überhaupt aber generell die Frühlingspflanzung, wie ich nach öfteren Beobachtungen schon immer geglaubt habe, der Herbstpflanzung vorzuziehen sein werde.

Jeinsen, den 17. Juli 1855.

Oberdieck.



Einige nachträgliche Bemerkungen zu einigen im 5. und 6. Hefte der Monatsschrift erschienenen Aufsätzen.

Seite 195 der Monatsschrift gibt auch Herr Professor Lange den schon hin und wieder ertheilten Rath, daß man, um in der Baumschule schöne, gerade Stämme auch bei solchen Obstsorten zu erhalten, die keinen starken Stamm machen, ober gern schief empor wachsen, erst einen Stamm von einer recht gerade emporwachsenden Edelsorte heranziehen, und auf diesen die weniger schlank emporwachsende Sorte zur Krone veredeln solle. Er empfiehlt zu solchen Zwischenstämmen bei den Aepfeln den Wachsapfel und Astrachanschen Sommerapfel. Wenn nun gleich diese zwei Sorten auch schlank und gut herangewachsen, so glaube ich doch mit Herrn Garten-Inspector Lucas (siehe dessen Anmerkung zu dem fraglichen Aufsatze), daß schon die Englische Winter-Goldparmäne noch schlanker und kerzengerader heranwächst, und treiben noch merklich stärker als selbst diese und eben so kerzengerade, die Röthliche Reinette, die von Burchardt erzogene Landsberger Reinette und am stärksten unter allen mir bekannten Apfelsorten Cludius’s früher Schlotterapfel, den ich deßhalb auch in meiner Schrift „Anleitung zur Kenntniß etc. des besten Obstes für das nördliche Deutschland“ vorzüglich zur Anzucht solcher Zwischenstämme empfohlen habe, und in sofern lieber dazu verwenden möchte, als es fast weh thut, einen schönen Stamm der Englischen Winter-Goldparmäne wieder abzuschneiden, um eine andere Sorte darauf zu setzen. Nöthiger als bei den Aepfeln sind solche Zwischenstämme für manche zu schwach oder gern hörnerartig wachsende Birnsorten, wozu Herr Garten-Inspector Lucas auch mehrere passende Birnsorten empfiehlt, am nöthigsten aber bei den Pflaumen, deren nicht wenige gern schief, oder knorrig oder zu schwach im Sommer heranwachsen. Unter allen mir bisher bekannten Pflaumensorten wachsen am stärksten und kerzengeradesten die Washington und eine Sorte, die ich aus Herrnhausen als Imperiale blanche erhielt, und zwar gewöhnlich äußerst voll trägt, aber auch bei voller Reife mehr schön als gut ist und nie vom Steine läßt. Ich habe aber hier im Hannover’schen auch eine schlechte, blaue Damascener Pflaume gefunden, deren Stämme etwas herangewachsen, aus der Wurzel gern viele Ausläufer machen, die in der Baumschule eben so stark und kräftig als kerzengerade in die Höhe wachsen. Ich suchte diese Ausläufer vor andern zu Unterlagen für die Pflaumen zu gewinnen, und sollten Baumschulen-Inhaber einen größern Baum dieser Sorte bloß der Ausläufer willen sich halten, um diese demnächst zur Krone zu veredeln. Ich habe in meiner hiesigen Pflanzung mehrere

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_423.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)