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A. Original-Abhandlungen.

I. Pomologie.
Ueber den Werth mehrerer Obstsorten.
Vom Hrn. Dr. G. Liegel, Apotheker zu Braunau am Inn. (Fortsetzung von Heft VII. VIII.)
Pfirsiche.

Als ich im Jahre 1803 den Garten b übernahm, kam ich in Besitz einer hohen Wand von 30 österreichischen Klaftern, welche ich nach und nach ausschließlich mit Weinreben und Pfirsichen besetzte, da man in unserem Klima nur da diese Obstgattungen mit vieler Mühe erziehen kann. Im Jahr 1805 wurden die Baum-Pflanzungen in diesem Garten durch die Russen, die nahe kasernirt waren, größten Theils vernichtet. Da ich nun glaubte, daß die Drangsale des Krieges endlich aufhören würden, so ließ ich aus Bollwiller im Jahre 1808 zehn Pfirsichsorten kommen, worunter die von Christ angerühmte Lack-Pfirsich, Große Mignonne, und die Weiße Magdalena-Pfirsich waren, womit ich die Wand besetzte. Da ich sie aber im Winter nicht gehörig vor Kälte schützte, so gingen alle nach und nach wieder ein. Inzwischen erhielt ich vom Hofgärtner Grob in Eichstädt und dem k. Plantagengärtner Illing in Regensburg mehrere Pfirsiche, wovon ich keinen auf die Dauer erhalten konnte. Da von diesen Bäumen mehrere unächt, und mir alles daran gelegen war, die ächten Sorten zu erhalten, so wendete ich mich 1820 an Baron von Mascon in Gratz und 1823 an Diel und an die K. sächsische Baumschule in Dresden. Da ich diese Bäume nicht alle an die Wand bringen konnte, so setzte ich sie theils an ein Geländer, theils in gegrabenen Gartenboden in eine gut geschützte Lage, und theils auch in Töpfe. Im Jahre 1833 erhielt ich von Schmidberger aus St. Florian die meisten berühmten Frühpfirsiche; dann 1840 und 1848 von dorther lauter ganz neue, aus Steinen erzogene Sorten mit dem Namen berühmter Oesterreicher. Während dieser Zeit habe ich aus Steinen großer Frühpfirsiche selbst mehrere Sorten gezogen. Alle diese vielen Bäume sind mir bis auf eine geringe Anzahl eingegangen.

Ich habe oft wiederholt die Erfahrung gemacht, daß man aus Steinen großer Früchte ebenfalls wieder große Früchte erhält, deren Bäume in unserem Klima dauerhafter sind. Pfirsiche kann man nur an einer Wand dauerhaft erziehen. Von

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_353.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)