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9. Für Anzucht junger Stämmchen aus Samen wird eine sehr zweckmäßige Anweisung gegeben. Die Steine von Waldkirschen werden, mit Sand vermischt, in Blumentöpfe eingedrückt, und diese im Herbst in die Erde 1′ tief versenkt und 1′ mit Erde bedeckt, das Saatbeet wird schon im Herbste tief gestürzt; im Frühjahr macht man sodann bei trockenem Wetter ¼′ tiefe Rinnen, 1′ von einander entfernt, und füllt diese zur Hälfte mit Sand, welcher mit einem Seiher tüchtig angegossen wurde. Die Steine werden nun aus den Töpfen genommen, 2″ von einander gelegt, mit Erde bedeckt und bei trockenem Wetter täglich überbraust; die Pflanzen bilden ein so außerordentlich reiches Wurzelvermögen.

10. Hauptkrankheit: Harzfluß, gegen welchen bloß Ausschneiden und Bedecken mit Baumsalbe helfe. Das Aderlassen sey ein gutes Präservativ-Mittel dagegen, man soll aber nur die äußere zähe Haut durchschneiden.

11. Gegen Blattläuse helfe nur Abschneiden der Zweige, Abwaschen der Blätter und Zweige mit Lauge.

Dem Sommerbeschneiden der Obstbäume, als eines der besten Mittel, Fruchtbarkeit zu fördern und eine schöne Form des Baumes zu erzielen, wird ein sehr klarer Artikel gewidmet, welcher übrigens auch nur das Bekannte gibt, daher wir jene, welche sich dafür interessiren, entweder auf das Nachlesen in Nr. 22 der Frauendorfer Blätter verweisen, oder das Studium des Werkchens von Hardy über Baumschnitt, herausgegeben von Hofgärtner Jäger,[WS 1] empfehlen.

g) Feinde des Obstbaues und Schutzmittel dagegen.

Zur Vertilgung des Frostnachtschmetterlings[WS 2] und Rüsselkäfers werden verschiedene Mittel vorgeschlagen, welche alle auf Schutzgürtel mittelst klebrigen Substanzen und das Abschütteln der Raupen und der Käfer hinauslaufen.

Der Eine empfiehlt 1 Pfd. ordinäres Olivenöl und 1½ Pfd. Harz mit einander aufgelöst, ein Anderer eine Mischung von 3 Theilen Wagenschmiere und 1 Theil Terpentin; wieder ein Anderer eine Mischung von 10 Theil Faßpech, 6 Theil Leinöl, 1 Theil Schweinfett und 1 Theil Unschlitt zur Auflösung gebracht und mit zerstoßenem Ziegelmehl verdickt. (Je complicirter, umso weniger praktisch.) Ich kann nicht umhin, hier auf ein sehr billiges Mittel gegen Frostnachtschmetterlinge[WS 3] und ihre Genossenschaft aufmerksam zu machen. Bekanntlich äußert sich im ganzen thierischen Organismus eine Aversion gegen Quecksilber. Eine kleine Dosis Quecksilber unter eine fette Substanz gemischt und auf ein Band gestrichen, welches um den Baum gelegt wird, reicht hin, um die Weibchen bei ihrer Wanderung auf die Bäume wieder zur Umkehr zu bringen. Uebrigens bemerke ich, daß, wenn das Präparat längere Zeit der Luft ausgesetzt ist, dasselbe seine Wirksamkeit verliert, wenigstens nahmen Ameisen, welche in den ersten 14 Tagen, als das Band mit Quecksilbersalbe umgelegt wurde, nie darüber hinaufstiegen, später lustig ihren Weg über das feindliche Element hinweg.

Unter den allgemeinen Mitteln gegen schädliche Insekten wird das Bestreichen der Pfähle, Geländer etc. mit Theer empfohlen, was auch die Fruchtbarkeit befördern soll (?); ferner soll man 3 Pfd. schlechten Tabak absieden, und ¼ Pfd. Ruß in einem Eimer Wasser abkochen und mit dem Absud des Tabaks vermengen, starkes Leimwasser hinzunehmen und mit der Mischung bei trockenem Wetter Bäume und Zweige überstreichen. Die besten Waffen, dem gewaltigen Feinde des Obstbaues, den schädlichen Insekten zu Leibe zu gehen, hat man im Nassauischen, wohl auf Anregung des Herrn von Trapp ergriffen, wo in den Schulen Unterricht über die schädlichsten Insekten, ihre Natur, Entstehung etc. gegeben wird, und dieser Unterricht durch Vorzeigen lebender und getödteter Exemplare der dem Obstbau feindlichen Insekten veranschaulicht wird. Das wird mehr helfen, als todte Befehle.

Gegen Moos und Flechten an den Bäumen wird eine Mischung von 3 Theilen Gyps und 1 Theil Töpferlehm angerathen. Man macht mit Wasser einen Teig daraus, und bestreicht die bemoosten Zweige und Aeste etc. Auch Pottasche soll als ein sehr kräftiges Mittel gegen Moos und Flechten wirken. (Alle alcalischen Flüssigkeiten, namentlich gewöhnliche Aschenlaugen dienen hierzu.)

Gegen Vögel, welche namentlich zur Zeit der Trauben- und Kirschenreife so großen Schaden thun, wenden die Engländer Katzen an, welche an die Geländer gebunden werden, auch kleine Doppelspiegel an den Kirschbäumen und Gesträuchen angebracht, verscheuchen sie.

Die Gartenbaugesellschaft in London empfiehlt gegen Insekten und Mehlthau in den unteren Theil des Zweiges, der vom Mehlthau befallen ist, ein Loch mit einem Pfriemen zu machen, 1 Tropfen Quecksilber hineinlaufen zu lassen und das Loch mit einem hölzernen

Nagel zu verschließen. Wir nehmen Anstand,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Besprechung im 3. Heft
  2. Vorlage: Forstnachtschmetterlings
  3. Vorlage: Forstnachtschmetterlinge
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_349.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)