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neueren Kochofen der sorglich waltenden Hausfrau hierbei die besten Dienste. Es sollte nur lagerreifes Obst, und das zu einer Zeit getrocknet werden, wo die Feld- und Gartengeschäfte eingefroren, damit ihm die nöthige Sorgfalt angedeihe, denn hier gilt als Grundsatz: Je schneller und gleichförmiger die Schnitze gedörrt werden, je besser, die zu nachlässig und langsam gedörrten werden sauer.

Aepfel eignen sich schlecht zum Dörren,[1] sie verschrumpfen zu sehr, sind gekocht unschön, geschmacklos und zu weich, ausgenommen der Borsdorfer und der Tulpenapfel, nur tragen meine großen Bäume allzuwenig ein, weil Sommeräpfel für eigenen Bedarf man leicht genug hat, die übrigen aber, wo Obst gekocht, nicht beliebt, neben den wohlfeilen Sommerbirnen (oft große Birnen 12 für 1 kr.) nicht verkauft werden können.

Birnen eignen sich besser zum Dörren, auch sind Birnschnitze beliebter auf dem Markt,[2] für diesen sind die von Birnen mit kernigem Fleische nützlicher, wer jedoch die Wahl hat, wird für sich lieber die Weiße Herbstbutterbirn nehmen.

In großen Quantitäten Schnitze dörren, wird auch nicht räthlich seyn, weil, nicht luftdicht verschlossen, sie leicht verderben, und wenn die Lebensmittel nicht theuer, sie schwer zu verkaufen sind; es scheint das Merkmal einer armen Gegend zu seyn, wo viel Kernobst getrocknet wird.

Wo Obst nicht leicht verwerthet werden kann, dürfte es mit Nutzen noch zu Branntwein verwendet werden können, und sobald einmal die Brenner den Vortheil los haben, dürften sie leicht 15 kr. per Simri zahlen.

Dränge ich Gesagtes näher zusammen, so ergibt sich: Daß es nicht gut gethan ist, wenn man, um den Obstbau zu heben, vorgibt, er bringe großen pecuniären Nutzen. Daß vielmehr die Cultur des Obstes nur da lohnend, wo es zu Bedürfniß geworden, und mannigfaltig und allgemein benützt wird. Daß die Benützungs-Arten örtlich sind, und mit den Sitten enge zusammenhängen. Daß das Obst diese seiner Natur nach verfeinern und veredeln solle, und nur wo dieses geschieht, es erst seinen wahren Werth hat, denn der sinnige Aermere kann in seinem kleinen Gärtchen den lachendschönen Apfel und die saftige Birne gleich gut als der Reichste in seinem Parke erziehen.

Man nehme dieses zum Endzwecke des Obstbaues, so wird die Spekulationswuth und mit ihr das Jagen nach Neuem bald begränzt seyn, jede Provinz das ihr Ueberlieferte mit frommer Anhänglichkeit bewachen und die neuen Eindringlinge vorerst die nöthige Zeitprobe überstehen lassen, ehe sie solche den Aelteren ebenbürtig, geschweige – als edler – erklärt, denn dies sind doch herzlich wenige der gerühmten Neuheiten.

Anmerkung. Wir sind, obgleich wir mit Manchem, was dieser recht schätzbare Aufsatz enthält, nicht ganz übereinstimmen können, dem Herrn Verfasser, der sich als ein einsichtsvoller praktischer Pomolog hier dem pomologischen Publikum zeigt, für seine Arbeit recht dankbar. Dieselbe gibt mannigfache Anregungen zu Erörterungen über in dieser Richtung gemachte Erfahrungen, über den Werth des Obstes und dessen Nutzung. Seine aus dem Leben gegriffenen Schilderungen über die Art der Verwerthung des Obstes und überhaupt über den Obstbau bei Heilbronn, sind gewiß jedem Freund der Obstcultur von Werth, auch wenn in andern Gegenden, unter andern Verhältnissen das Resultat ein ganz anderes ist. Recht sehr interessant wären ähnliche Schilderungen aus einer andern Gegend, in der eine allgemeine ökonomische Betrachtung

  1. Dem können wir nicht beistimmen.
    Die Red.
  2. Dieß kann nicht allgemein gelten, da geschälte, gut gedörrte Aepfel im Handel sehr gesucht sind.
    Die Red.
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_341.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)