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Strickb., Fischbächler, Späte Weinbirn, Bergler, Sülibirn, Eschemer Holzbirn, Kalchbühler.

Die Ausstellungskommission hatte zur Aufzeichnung einer jeden Sorte Tabellen vertheilt, die auch von vielen Ausstellern sehr genau ausgefüllt worden waren und welche von den Herren Seminarlehrer Kohler und Obergärtner Regel bearbeitet und zusammengestellt ein reiches Material zu einer Pomona der dortigen Gegend liefern werden.

Welchen großen Werth diese Ausstellung hatte und welche segensreichen Wirkungen für Hebung und Vervollkommnung des Obstbaus in ihrem Gefolge sind, brauche ich bei dem regen Sinne der Schweizer für Land- und Gartenkultur und bei der Energie, mit welcher der hochverehrte Präsident des Landw. Vereins, Herr Prof. Dr. Heer und die oben genannten Herrn sich den Angelegenheiten des Vereins widmen, wohl nicht erst zu versichern. Eine Menge von Bestellungen auf Edelreiser und Bäume, die von dorther in Hohenheim einliefen, mögen ebenfalls Beweis des neu erwachten Eifers für die Obstkultur geben.

Ed. Lucas.



Das Pfropfen in den Spalt.

Seit Jahren pflegt das Pfropfen in die Rinde (Pelzen) ziemlich allgemein empfohlen, und ihm der Vorzug vor dem Pfropfen in den Spalt gegeben zu werden. Von den dafür angeführten Gründen klingen wenigstens einige fast wie Scherz, z. B. daß es weniger grausam sey; als ob der Baum Empfindung habe, und als ob das in jedem Falle unvermeidliche Köpfen diese Bezeichnung weniger verdiene. Ich habe beide Arten vielfach selbst angewendet und von Andern anwenden sehen, und muß nach meinen Erfahrungen bei älteren Bäumen und sehr üppig wachsenden jungen Stämmen – doch bei diesen möglichst tief – dem Pfropfen in den Spalt den Vorzug geben, wie dieß früher allgemein war und mindestens ebenso dauerhafte Stämme lieferte, als man jetzt erzieht. Mir scheint das Pfropfen in den Spalt folgende Vortheile zu gewähren: 1) ist es nicht abhängig von der Lösbarkeit der Rinde; 2) findet das Verwachsen der Pfropfstelle, namentlich wenn man 2 oder 4 Reiser aufsetzt, schneller und regelmäßiger statt; 3) werden die Reiser weniger leicht vom Winde oder von Vögeln abgebrochen, weil sie nicht nur fester mit dem Stamm verbunden, sondern auch durch den Anschnitt weniger selbst geschwächt sind (ich beachte zugleich die gewöhnliche Richtung der stärkeren Winde und mache den Spalt so, daß er weder mit dieser zusammenfällt, noch von ihr rechtwinkelig getroffen wird; im ersten Falle kann sich ein langausgetriebenes Reis im Spalt verschieben, im anderen durch den Wind abgebrochen werden); 4) ist mir wenigstens ein zu starkes Zuströmen des Saftes bei dem Pfropfen in den Spalt nie vorgekommen, obwohl ich gegen die gewöhnliche Regel beim Umpfropfen älterer Bäume keinen Ast stehen lasse, sondern alle zugleich veredele. Bei diesem Verfahren treiben die Reiser sehr lebhaft; um ihnen nun die nöthige Stärke zu verschaffen, pflege ich die Spitzen der jungen Triebe im Juni abzukneipen, wodurch zugleich die Fruchtbarkeit beschleunigt wird. Kirschen und Pflaumen werden so behandelt, fast immer, Aepfel und Birnen gewöhnlich, im 2. Jahre Fruchtknospen bilden, so daß sie im 3. Jahre tragen. Was das Angehen der Reiser betrifft, so hängt

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_256.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)