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Franz. Gold R., Königl. rother Kurzstiel waren ziemlich häufig vertreten.

Die Klasse der Streiflinge war, wie in fast allen Ausstellungen, hier auch eine sehr an Sorten reiche; es mag genügen, wenn ich nur den kleinen Granar, der wegen seiner reichen Tragbarkeit und seines Werths zu Most gerühmt wurde, anführe und einige minder bekannte Synonyme erwähne; so hieß der Weiße Mat A. Lembler und Nägelis A., der Große rheinl. Bohn A. Kupferschmid und Eisen A., der Schwarzschillernde Kohl A. Brombeer A. und Mohren A.

Unter den Spitz-Aepfeln müssen der Brändli A., der Spitzweiße (Spitz Wisicker) und der Hans Uli A. als dort heimische sehr verbreitete und allgemein gerühmte Sorten erwähnt werden, und unter den Plattäpfeln verdienen die Campaner – soll vielleicht Champagner heißen – von denen auch einige Abarten vorkamen, Großer C., Kleiner C., Welscher Campaner, ganz besondere Beachtung. Es sind dies sehr verbreitete und ungemein fruchtbare Aepfel, die in diesem Frühjahr in großer Menge von dem benachbarten Thurgau auf der Eisenbahn eingeführt, den Obstmarkt in Stuttgart schmücken. Der Apfel gehört wohl freilich nicht zu den edleren Tafelsorten, allein er wird doch gern gekauft und ist sehr haltbar und von lachend schönem Ansehen; seine Farbe ist herrlich blutroth verwaschen und der Apfel ist von mittlerer Größe. Die Bäume sind ganz mit kurzem Fruchtholz besetzt, wie bei der Champagner R., mit welcher die Campaner in Wuchs, Geschmack und Haltbarkeit ziemlich viele Verwandtschaft zeigen. Mehrere Taffet- und Wachsäpfel sowie die bekannten Apisorten waren häufig zu finden, der Rothe Stettiner dagegen nur in einzelnen Exemplaren.

Die Birnen waren in sehr bedeutender Sortenzahl vorhanden, sowohl Tafelbirnen, als vorzüglich Mostbirnen. Die von Bollwiller aus verbreiteten Tafelbirnen, Beurré blanc und gris, Chasserie, Chaumontel, Crassanne, Angoulème, Belle et bonne, Beurré d’Hardenpont (Goulu Morceau) Verte longue und V. l. panachée, B. van Marum, Saracin u. a. vorzügliche Sorten waren in wahren Prachtexemplaren, größtentheils von Spalieren vorhanden. Ziemlich häufig fand sich noch die Engl. Sommerbutterbirn (unter dem Namen Engl. Butterbirn) vor. Unter den Bezeichnungen kommen manche arge Verketzerungen vor, wie Dellemot statt Bezi de la Motte, Schengschermeng statt St. Germain. Besonders häufig war die Sommer Apothekerbirn als Grüne oder auch als Große Mailänderin zu finden in wahrhaften Riesenexemplaren, und nur der sehr kenntliche Geschmack führte mich auf den wahren Namen, denn die Früchte waren meist fast ganz ohne Röthe und so wunderschön, wie ich sie nie gesehen habe. Hier und an andern mir bekannten Orten ist diese Birn vollständig im Rückgang und droht zu verschwinden; die Bäume tragen fast nichts mehr und die Früchte sind sehr oft fleckig.

Die Mostbirnen hier aufzuzählen, möchte viele der geehrten Leser dieser Zeitschrift ermüden; da diese Sorten noch größtentheils nirgends beschrieben sind, trotzdem daß sie hier in allgemeiner Verbreitung vorkommen und zu den nutzbarsten und einträglichsten Obstbäumen gezählt werden. Ich nenne nur einige der verbreitetsten und werthvollsten Sorten: die Thailersbirn, Schweizer Wasserb. (Thurg. B., Glockenb., Kugelb.), Höhnenb., Guntershauser B.,

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_255.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)