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je zwei Reihen Kapseln. Hat man solche Pappkapseln nicht, so mögen Teller ihre Stelle vertreten; das Legen der Früchte aber in Moos und dicht zusammen gedrängt oder in besonders künstlich geordneten Pyramiden, Körbchen u. s. w. kann nur der Bestimmung der Früchte hinderlich seyn, ja wird sie oft ganz unmöglich machen.

Nach dieser Abschweifung kehren wir in die Ausstellungssäle in Staefa zurück. Die Mitte des Hauptsaales nahm eine ausgedehnte Gruppirung von hohen Glashauspflanzen aus dem Botanischen Garten in Zürich ein, an welche sich die von einzelnen Einsendern eingeschickten Erzeugnisse aus dem Bereich der Topfpflanzencultur in einzelnen kleinen Gruppen anreiheten, so wie auch ausgezeichnete Gemüse- und Wurzelgewächse dort placirt waren und im Vordergrund sich mehrere größere Obstsortimente anschlossen. Die Wände waren in der verschiedensten Weise mit Getreidearten, Trauben in allerlei Guirlanden und Topfpflanzen decorirt und auf zwei breiten Terrassen lag ringsum die ungeheure Menge des aufgestellten Obstes, unterbrochen hie und da durch andere landwirthschaftliche Producte und durch sehr mannigfache hübsche besondere Arrangements, die mit einem Aufwand von Kunst und Mühe gefertigt waren, die in der That Jedermann überraschte; da waren riesige Fruchtkörbe, Pyramiden aller Art, riesige Hänglampen, sogar ein Schweizerhaus, alles mit den buntfarbigsten Obstsorten decorirt.

Betrachten wir das Obst selbst, so ist die Schönheit so vieler Früchte und die Größe der Exemplare zu bewundern, allein einestheils ist das Klima gar sehr günstig für die Entwicklung und Ausbildung des Obstes, anderntheils waren sehr viele Exemplare von Pyramiden und Spalieren aufgestellt, die in jedem Garten auf dem Lande wie in der Stadt zu finden sind. Die Anzahl der wirklich edlen Sorten des Tafelobstes war nicht so groß, wie ich sie auf manchen anderen Ausstellungen fand, aber die Menge des überaus werthvollen Wirthschaftsobsts zum Mosten und Dörren war beträchtlicher, als mir sonst jemals vorgekommen war. Besonders reich fanden sich die Mostbirnen vor, deren reiche Tragbarkeit und Ergiebigkeit mir vielfach gerühmt wurde.

Die größeren Sammlungen waren von Vereinen ausgestellt, z. B. von der Lesegesellschaft Herrliberg, Gemeindsverein Küßnacht, Gemeinde Mänedorf, Gemeinsverein Thalweil, Schulgenossenschaft Kirchbühl und Fellbach u. A.; aber auch von Privaten waren sehr reichhaltige Sortimente da, so z. B. von Gärtner Muggli aus Greuth, von Gärtner Temperli am Uster, von Gebrüder Wetli in Hirslanden, von Oberrichter Stocker in Enge, von Cantonsrath Huber in Staefa u. A. Daß die Betheiligung eine sehr rege war, beweist die Zahl der Aussteller, deren es nahezu hundert waren.

Bevor ich die wichtigsten Sorten, die ich in der Ausstellung fand, kurz anführe, muß ich einige der dortigen Gegend eigenthümliche Bezeichnungen erwähnen. Die eine ist das Wörtchen Ar, ein uraltes Wort für Apfel, so daß z. B. Klingar soviel heißt wie Klapperapfel, Breitar, Breitapfel; Spitzar, Spitzapfel; Leuenar, Löwenapfel; Frühar, Frühapfel u. s. w. Es ist dieses Wort mehrfach falsch gedeutet worden, so z. B. hat Walker im Hohenheimer Obstsorten-Catalog aus Breitar „Breitohrapfel“ gemacht, und letzteren Namen als synonym bei dem Pomeranzenapfel (Diel) angeführt. Eine zweite, häufig vorkommende Bezeichnung ist Gruniker,

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_252.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)