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Besucher. So stand über dem Eingang: „So sey denn dieses Fest ein Sporn zu neuem Streben und trage dazu bei, die Landwirthschaft zu heben!“, ein Wort, dessen Erfüllung wir jedem solchen Feste von Herzen wünschen wollen.

Was die zwei zur Aufstellung der Früchte und andern Ausstellungsgegenstände bestimmten Säle nun betrifft, so war hier allerdings mehr für den bloßen Freund des Land- und Gartenbaues, als für den Forscher gesorgt, und im Grund genommen der Raum für diese außerordentliche Menge von Früchten zu gering. Es ist dies übrigens ein sehr allgemeiner Fehler, der bei Ausstellungen gemacht wird, daß man zu sehr auf Totaleindrücke, auf ein recht harmonisches und schönes Ganzes hinarbeitet, als für jene Besucher gehörig Sorge trägt, welche wissenschaftlichen Forschungen wegen die Ausstellung besuchen. Auch bei der schönen und großartigen Ausstellung in Naumburg waren die Arrangements überaus geschmackvoll, aber für pomologische Forschungen großentheils unbequem. Soll das Obst nicht vorzugsweise nur Decoration seyn, so dürfen durchaus keine amphitheatralischen Stellagen, Pyramiden und dergleichen gebildet werden, sondern es müssen die Obstsorten auf geräumigen Tafeln, womöglich in Kapseln von steifem blauem Papier (die überaus billig sind), so groß, daß eine drei Aepfel von mittlerer Größe oder vier kleinere fassen kann, aufgestellt werden. Werden dann eine kleinere Anzahl noch größerer Kapseln angefertigt für Ramboure und Traubensorten, so wie eine Parthie halb so große wie oben angedeutet für Steinobstsorten, so ist für das Bedürfniß gesorgt, und man kann leicht in jede solche Kapsel den Namen legen oder schräg aufstellen, oder mit einer Oblate an den hinteren Rand so befestigen, daß Jedermann, ohne die Frucht wegnehmen zu müssen, die Namen lesen und sich merken kann. Die Prüfungscommission hat in diesem Falle nur die für echt erkannten Sorten mit einem * oder sonstigen Zeichen, die zweifelhaften mit ? zu versehen und jenen, die ohne Namen oder falsch bezeichnet waren, und die sofort genau bestimmt wurden, die richtigen Namen beizusetzen. Allein auch schon dieses ist eine Arbeit, die für den prüfenden Pomologen bei größeren Ausstellungen zu viel Zeit hinwegnimmt und es ist besser, diese Abänderung der Namen geübten Gehülfen zu überlassen, dagegen harmonirend mit den ausgestellten Früchten auf nummerirten Listen, die bei Eröffnung oder nach der Ausstellung eingesammelt werden, jene Zeichen und Berichtigungen einzutragen, die dann von dem Gehülfen auf das jeder Fruchtsorte beigegebene Etiquett übertragen werden, während die Listen dazu dienen, einen Hauptbericht anzufertigen und dem Besitzer später zurückgegeben, ihm als Leitfaden zur Berichtigung seiner Obstsorten dienen. Dabei ist es sehr förderlich, wenn solcher Gehülfen jedem prüfenden Pomologen zwei zur Verfügung stehen und wenn in folgender Weise verfahren wird: Der Pomolog durchsieht alle aufgestellten Collectionen zuerst flüchtig und beginnt dann erst mit der genaueren Prüfung einer einzelnen. Die Früchte sind entweder nach der Nr., die ihnen der Aussteller gegeben, aufgestellt, oder sie sind systematisch geordnet. Letzteres läßt sich nur bei Sammlungen erfahrner Pomologen erwarten, bei denen es gewöhnlich nur in geringer Zahl Berichtigungen gibt, es seyen denn Früchte von solchen mit ? aufgestellt und damit angedeutet, daß eine Berichtigung gewünscht werde. Der prüfende Pomolog verfährt

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_250.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)