(Fortsetzung.)
Wenn man gesagt hat, daß beim Veredeln oft ein schlechteres Reis auf einen Stamm komme, der von Natur eine bessere Sorte würde geliefert haben, daß die Pfropfreiser leicht abgebrochen würden, besonders im Felde, wo sich gern Krähen auf dieselben setzten; daß veredelte Bäume von Dieben leichter gestohlen würden; man sich eher Kerne zuschicken könne, als leicht vertrocknende Pfropfreiser und dergleichen; so können wir diese und andere ähnliche Uebelstände übergehen, da sie ohne Gewicht sind und sich leicht darauf antworten läßt, und wenden uns zu einem Einwurf, der schon mehr Gewicht hat.
Die Veredlung soll eine schwer zu übende Kunst seyn, viele Zeit und viele Instrumente, als Meißel, Bohrer, Klöpfel, Sägen, Augenabschieber, Oculir- und Copulirmesser erfordern. Für den Landmann wenigstens sey das zu kostspielig und zu schwer zu erlernen, und hier liege die Ursache, warum er nicht viel anpflanze. – Allein man hat ja längst alle spielenden und zu künstlichen Methoden beim Aechtmachen aufgegeben. Selten veredelt man anders, als durch Copuliren und Oculiren, und bedarf dazu nur Bast (besser mit heißem Baumwachse bestrichenes gebleichtes Nesseltuch, welches in Streifen von angemessener Breite und Länge zerrissen wird), und ein einziges Messer. Ich wenigstens habe mich zum Veredeln immer nur eines etwas größeren Federmessers mit etwa 3 Linien breiter Klinge, an welchem unten ein kleines Oculirbeinchen angebracht war, bedient (ganz wie es im ersten Hefte der Monatsschrift, als auch in Hohenheim gebräuchliches Veredlungsmesser, abgebildet ist),
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Kernsorten (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_237.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)