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diese fast unzweifelhaft niederländische Birnen in dem Album der Pomologie v. Bivort 1847 f. die sicherste Auskunft zu erhalten hoffte. Leider fand ich mich aber getäuscht. Schlägt man nämlich hier nach, so findet man im 1. Jahrg. auf der 2. Tafel[1] Beurré Bosc von v. Mons eine nach der Beschreibung und Abbildung ganz andere Birne, die mit unserer vorliegenden nichts als die Reifzeit (Mitte Oktober) und die schmelzende Beschaffenheit gemein zu haben scheint, und besser als die Calebasse Bosc seyn soll. Es wird aber im 2. Band auf der Tafel 45 dieses Albums noch eine Abbildung der Beurré Bosc, aber sehr verschieden von der erstern, gegeben und dabei bemerkt, daß diese Frucht fast überall unter dem Namen Calebasse Bosc bekannt, von der vraie Calebasse Bosc, wie sie im Garten des Hrn. Bouvier zu Jodoigne sich befinde, und deren Abbildung unter Nr. 2 derselben Tafel gegeben wird, ganz verschieden sey. Die Beurré sey weit öfter calebassenförmig als die Calebasse, die mehr birnförmig ist, was auch die Abbildungen zeigen. Die Calebasse ist nach dem Stiel zu mehr eingebogen und am Stiel bedeutend abgestumpft, während die Beurré mehr langgezogen, kegelförmig dargestellt wird. Zwischen dem Fleisch und Geschmack beider Früchte sey wenig Unterschied, aber die Calebasse reife in der Mitte September und die Beurré Mitte Oktober, was Hr. Bivort für einen hinreichenden Unterschied hält. Die Vegetation scheint nicht bedeutend verschieden, nur soll die Beurré kleine oder mittelmäßige Blätter, die Calebasse aber sehr große Blätter haben. – Die hier abgebildete B. Bosc hat nun allerdings in Form und Farbe (nur zu roth) weit mehr Aehnlichkeit mit unserer Alexander, als die früher abgebildete Beurré Bosc und die jetzt abgebildete vraie Calebasse Bosc, und ich wäre wohl geneigt, sie für dieselbe anzunehmen, obschon, abgesehen von der Reifzeit, die Bezeichnung des Blattes und das Kolorit nicht ganz passen will. Noch weniger hat aber die im September reifende Calebasse Bosc Nr. 2, die sich von der früher aufgeführten B. Bosc hauptsächlich nur durch die Reifzeit, welche bei dieser Mitte Oktober angegeben wird, unterscheidet, mit der Prinzessin Marianne Aehnlichkeit. – Ob später in dem Album vielleicht noch andere ähnliche Früchte vorkommen, ist mir nicht bekannt.

Im Katalog de Bavay’s 1846/47 findet sich keine Beurré Bosc, wohl aber eine Calebasse, welche Sept., Okt. reifen und von 2ter Qualität seyn soll, und eine Calebasse Bosc (aus der Kollektion von Mons), welche als halbschmelzend von 1ter Qualität in warmem und leichtem Boden, dagegen von sehr mittelmäßiger Beschaffenheit in kaltem Erdreich, und dann im Oktober reifend, angegeben wird. – Im Katalog von Papeleu 1851/52 findet sich Beurré Bosc v. M. 1ter Qualität, schmelzend, groß, kräftiger und fruchtbarer Baum, Okt. und Nov. und Calebasse Bosc mit der Bemerkung: „ich kann keine Verschiedenheit zwischen dieser und der Beurré Bosc finden“, und sodann noch eine Calebasse ohne weiteren Beinamen, von 2ter Qualität, halbschmelzend, groß, lang, kräftiger und fruchtbarer Baum, Sept. Okt. reifend.

In den deutschen, französischen und englischen, mir bekannt gewordenen pomologischen Werken finden sich zwar mehrere Calebassen oder Flaschenbirnen, die allerdings

zum Theil Aehnlichkeit mit den vorliegenden


  1. Ich muß bemerken, daß weder der Text mit einer Seitenzahl, noch die Tafeln mit Nummern versehen sind.
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_229.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)