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Vorliebe für diese hatte; die im Garten c gingen durch Winterkälte nach und nach längst schon ein, die Bäume der andern 2 Gärten dauerten zwar länger, aber durch Kälte und durch das Absterben der neuen Triebe im Juni gingen sie ebenfalls nach und nach ein. Ich besitze nur noch zwei neu gezogene junge Bäume von 20–25 Jahren, die ebenfalls schon wieder kränkeln.

Anm. d. Red. Die Frühe Maiherzkirsche aus Truchseß’s Sammlung, welche ich von Diel erhielt, und nie groß war, welches Beiwort Truchseß auch als nicht zutreffend gestrichen hat, zeitigte mir stets erst 5–6 Tage nach einer andern, die ich als Guigre nouvelle hative (Neue frühe Maiherzkirsche) und noch unter 4–5 andern Namen erhielt. Auch deren früheste Zeitigung war hier 1848 der 3. Juni, während obige erst 9.–10. Juni zeitigte. Vielleicht hat Hr. Dr. Liegel meine Neue frühe Maiherzkirsche.

Ueberhaupt sind hier die veredelten Kirschbäume schwer groß zu erziehen. Wir liegen an der Nordseite der Salzburger Schneegebirge, die nur 15–20 Stunden entfernt sind. Was die Winterkälte nicht verdirbt, wird durch die kalten Nächte im Mai und Juni zu Grunde gerichtet. Pfirsich- und theils Aprikosenbäume sind daher schwer zu erziehen. Im Jahre 1819 und 1820 erhielt ich von Truchseß gegen 80 Sorten Süß- und Sauerkirschen, wovon die meisten in eigenen Stämmen im Garten c gepflanzt wurden, unter denen die Winterkälte eine große Verheerung anrichtete. Es stehen von den hunderten ursprünglich in diesen Garten angepflanzten Bäumen nur mehr einige Stücke von verschiedener Gattung[WS 1] In diesem Garten c habe ich größtentheils meine Baumschule, die im Verlaufe von 30 Jahren oft großen Schaden litt, nicht nur Kirschen, Pflaumen, sondern auch sogar Aepfel, vorzüglich die feinen Birnsorten erfroren zu Tausenden. Wenn ich auch durch die Unbilden der Witterung bisweilen verzagte, so fing ich doch allezeit wieder an. Einige Nachrichten davon gab ich in meiner „Systematischen Anleitung zur Kenntniß der Pflaumen I. Heft, Passau 1838, S. VII“ und in meiner „Beschreibung neuer Obstsorten, Regensburg 1851, II. Heft, Seite VIII.“ Wenn auch in diesem Garten mit sandigen, steinigen Boden, in einer ganz flachen Lage, den Ost-Nordwinden, am Ufer des Innstromes, preisgegeben, viele Obstsorten nicht fortkommen, so gedeihen doch wieder Bäume, die gesunde, große Stämme machen. Der Platz ist eine wahre Prüfungsschule für empfindliche Obstsorten. Dieses kalte Klima wirkt aber auch bedeutend auf die andern 2 Gärten. Klima und Boden ist durchaus hier nicht für die Obstbaumzucht geeignet, und ihre Verehrer haben stets mit vielen Widerwärtigkeiten zu kämpfen. Mitten im Sommer sterben bisweilen in schönster Belaubung hochstämmige Süß- und Sauerkirschen, Aprikosen und Pfirsiche theils halb, theils auch ganz ab.

79. Rothe Muskateller. I. Rang. Truchseß’s Kirschensorten, S. 377.

Eine große, rundliche, dunkelrothe Süßweichsel.

Verdient alle Aufmerksamkeit wegen ihrer Größe, ihres Wohlgeschmackes, wegen der Tragbarkeit des Baumes, an dem sich die Früchte lange gut erhalten. Von den Zweigen, die ich 1820 von Truchseß erhielt, stehen noch 2 Bäume gesund im Garten c, in offener Lage, ein Beweis ihrer Dauerhaftigkeit, sie bleiben aber klein. Die nämliche Frucht erhielt ich von Truchseß als „Rothe Maikirsche“ und „Schwarze spanische Frühkirsche.“ Reift im halben Juni.

Es gibt nur wenige Süßweichseln, es sind

aber alle auserlesene Früchte, die verdienen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Es stehen jetzt von diesen ursprünglich gepflanzten Bäumen nur mehr einige hundert Stücke. (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_219.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)