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und nimmt die überflüssigen Schosse weg. Den Wasserschossen lasse man noch 1–2 Augen beim Einkneipen; dann verwandeln sie sich alle in Fruchttriebe. Im Frühlinge schneide man kurz, im Laufe des Jahres kneipe man die Wasserschosse ein paarmal ein und eben so die Zweige, welche sich zu sehr verlängern.

Herr Regel berichtet aus der Revue hort. von zwei Krankheiten des Pfirsichbaums, a. dem Mehlthau oder Pilzkrankheit, deren Symptome allgemein bekannt sind (der Schimmelpilz, Oidium monilioides Tuck.), gegen welchen das Bestreuen mit Schwefelblüthe wie bei der Traubenkrankheit hilft. Eine andere Krankheit zeigt sich an der Frucht in der Form von abgegrenzten weißen Flecken, welche nicht abgerieben werden können. Es ist eine Ausschlagskrankheit der obersten Zellschichten und wird Erineum maculum von Levieillé genannt. Man kennt kein Mittel dagegen.

Neue Früchte. Erdbeeren.

Revue hort. empfiehlt als vorzüglich durch Frühzeitigkeit und angenehmen Geschmack: Marie Adelaide; Lucombe Pince empfiehlt die Nimrod Queen, welche die Brittish Queen übertreffe; Hr: William Nicholson empfiehlt Ajax, Ruby, Capitain Cook und Fill Baskett. Hr. Moren preist Myatts fertilized und the blac Prince und Hr. Regel preist unter den älteren Sorten: die Chili, Cremonte, Special british, Wilmot superb, Prinz Albert, Reine de Fraisses und Eliza. Imperial de kean und Princesse royal werden auch noch als gut prädicirt.

Hörlin.




Pomologische Lesefrüchte aus der Thüringer Gartenzeitung, herausgegeben von Freiherrn von Biedenfeld, Jahrg. 1854.

In einer sehr warmen Empfehlung des Werkes von Joh. Metzger in Heidelberg: „Die Kernobstsorten des südlichen Deutschlands“ wird darüber gejammert, daß die Nomenclatur in[WS 1] ein tragikomisches, mitunter sinnloses Chaos versunken sey, aus dem zu retten bis dahin ernste Versuche noch eigentlich gar nicht gemacht worden seyen; erst die neueste Zeit habe den Weg dazu gebahnt und die bei den Nationalausstellungen in Carlsruhe und Naumburg versammelten Pomologen haben den Keim zu einer gründlichen Läuterung und Sichtung in[WS 1] alle deutschen Lande mit nach Haus genommen.

Entgegnung. Es soll der Irrthum, daß von Carlsruhe und Naumburg aus in alle deutschen Lande (wie viele deutsche Länder waren denn in Carlsruhe durch Pomologen vertreten?) der Keim zur Läuterung etc. mitgenommen worden sey, nicht weiter premirt werden; weiß denn aber der Herr Redakteur nichts davon, was die süddeutschen Pomologen seit 20 Jahren bei ihren Versammlungen und Obstausstellungen für die Berichtigung der Nomenclatur gethan haben? Wir können die Bemerkung nicht unterdrücken, daß gewisse Pseudopomologen den größten Antheil an den heillosen Wirren haben, welche sich darin gefallen, ganze Massen von Synonymen zusammenzuhäufen, die sie vom nächsten besten Zaune weglesen, ohne selbst nur eine Frucht gesehen oder untersucht zu haben. Wenn man freilich jede falsch bezeichnete Frucht, welche zu einer Ausstellung gebracht wird, sogleich mit ihrem falschen Namen unter die Synonyme einreiht, so kann man die Ehre, viele liebe Synonyme zusammenzuraffen, leicht erringen. Wie ganz anders gehen Männer wie Oberdieck, Lange, Pochhammer, Lucas, Liegel, Jahn zu Werke, welche ohne Autopsie, auf Katalog-Autoritäten hin, nie ein Synonymum aufstellen. Der Name einer Frucht darf nur dann als Synonymum bezeichnet werden, wenn er von mehreren angesehenen Pomologen oder einer pomologischen Gesellschaft, oder einer ganzen Provinz angenommen und gebraucht wurde. Weil irgend ein Baumschulenbesitzer die Bezy de Lamotte, unter dem Namen Muscatellerbirne, oder die Große Casseler Reinette als Edler Prinzessinapfel etc. aufführt, wie Beispiele aus Metzgers Werk citirt werden; deßhalb ist man noch nicht zum Schlusse berechtigt, also sind Bezy de Lamotte u. s. w. Synonyme. Wie viel Schätzenswerthes das genannte Werk von Metzger enthält, so besteht es doch hinsichtlich seiner Synonyme schlecht vor der Kritik; so findet man z. B. unter den für Hausgärten empfohlenen Birnen drei Sorten unter dreierlei Namen aufgeführt, welche anerkannt Synonyme sind, nämlich Amalie von Brabant, Kronprinz Ferdinand und Hardenpont’s Winterbutterbirne. In der landwirthschaftlichen Pflanzenkunde fällt es Niemanden ein, zu den Hunderten von Waizensorten alle Synonyme zu sammeln, welche die einzelnen Varitäten an verschiedenen Orten haben, weil man wohl weiß, daß dieses eine vergebliche Arbeit wäre, da die Landleute jeden Tag für Fruchtsorten, welche sie als neue erhalten, auch neue Namen

schaffen und diese gewöhnlich vom Orte des

Anmerkungen (Wikisource)

  1. a b Vorlage: in in
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_210.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)