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immer hauptsächlich an Orte stellten, wo der Boden etwas fester war, und die Thiere ihre Kommunikationsgänge von einem Landstücke zum andern hatten. Mit einer Hacke wurde der Gang des Maulwurfs aufgehauen, und nach beiden Seiten der aufgehauenen Röhre eine aufgestellte Falle etwas in den Gang hineingeschoben, ziemlich horizontal gelegt, und mit abgehauenen Rasenstücken leicht, doch völlig bedeckt. Das Stelleisen, welches in der Abbildung nach oben stehend dargestellt ist, kehrte sich dabei nach unten, und wurde so weit hohl gelegt, daß es sich frei hin und her bewegen konnte. Oefter hatte schon, nach Zeit von einer Stunde, in beiden Fallen sich ein Maulwurf gefangen. Die Fallen waren in der Gegend bald nachgemacht, und es sind mit einigen derselben im Garten des Herrn Barons von Reden hieselbst, wo öfter die Erdratten größere Verwüstungen angerichtet hatten, im Laufe des Herbstes 55 Stück dieser verderblichen Nager gefangen worden. An der Falle muß hauptsächlich der Bügel gut gestählt seyn, damit die zuschnappende Falle (wobei die Fangspitzen der ein Weniges längeren Seite eben über die der kürzern wegschnellen) das hineingegangene Thier sogleich tödtet. Das Stelleisen, welches das Zuschnappen der Falle wohl noch mehr erleichtern würde, wenn es nicht einen Halbkreis mit scharfen Ecken darstellte, sondern an den Ecken gerundet abnähme, stellt man so weit von den Fangspitzen entfernt (etwa zwei Zoll), daß das Thier, wenn es dasselbe berührt, mit halbem Leibe sich in der Falle befindet. Die in Ruhe nach der Spitze hin allmälig gegen einander zulaufenden Fangarme der Falle muß man, wenn der Bügel kräftig ist, nicht mit den Fingern, sondern mit einem hineingeschobenen stumpfen Holze auseinander biegen, um das Stelleisen desto loser stellen zu können, und nicht etwa durch Zuschnappen der Falle die Finger zu verletzen. Ratten kann man auch noch durch eine in das Loch des Stelleisens hineingezwängte Petersilienwurzel oder dergleichen, ködern, sowie die Maulwürfe durch einen hineingebundenen Engerling. Sind Erdratten in der Nähe, so ist auch der Maulwurf für die Baumschule gefahrbringend, da er den Ratten, die selbst nicht viel graben können, nur die Wege zu den Wurzeln der Bäume bahnt und die Ratten die von ihm verlassenen Gänge bald zu finden wissen, die er allerdings, so lange er selbst die Gänge noch oft benutzt, nicht duldet, wenngleich man die Ratte für das stärkere Thier halten sollte.



Erfahrungen und Maßregeln eines Obstbaumzüchters.
Vom Herrn Prof. Ed. Lange in Altenburg.

Lange Zeit habe ich in meiner Baumschule alle Kernobstbäume gleich unten über der Erde veredelt. Während aber die Grafensteiner Wachsapfel- und Grauapfel-, die Rettigbirn-, Herbstcoloma- und Petersbirnbäume als stattliche Hochstämme verkauft werden konnten, hatten die mit ihnen zugleich veredelten Taubenapfel- und Pipingstämme daneben kaum zwei Ellen Höhe erreicht und bedurften noch 3 bis 4 Jahre Zeit, ehe sie ebenfalls verkäuflich waren. Das störte mir den ganzen Betrieb. Dazu zeigten manche Apfel- und Birnsorten, z. B. der Mohrenkopf und die Rettigbirne, so wenig Neigung, gerade und stark empor zu wachsen, daß bei ihnen ein schöner und kräftiger Stamm, der ohne Pfahl fest und

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_193.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)