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II. Praktischer Obstbau und Obstbenutzung.
Mittheilungen über den Frostnachtschmetterling.
Vom Herrn Ministerialrath v. Trapp in Wiesbaden.

In Nr. 3. der Frauendorfer Blätter von diesem Jahrgange wird ein bewährtes Mittel gegen den bekannten Frostschmetterling und die Raupen desselben angekündigt, und die Mittheilung unter gewissen Voraussetzungen zugesichert.[WS 1] Welcher Freund des Obstbaus kennt nicht dieses schädlichste Insekt für unsere Obstbäume und sollte nicht dem Herrn Verfasser jener Ankündigung zum wärmsten Danke sich verpflichtet fühlen, wenn derselbe im Stande wäre, unsere bisherigen Erfahrungen über die Schutzmittel gegen diesen Feind durch ein wesentlich wirksames und dabei weder erheblich zeitraubendes noch kostspieliges Gegenmittel zu bereichern. Millionen sind im Jahre 1853, wo alle übrigen Umstände eine reiche Obsterndte erwarten ließen, und namentlich nicht wie im vorigen Jahre die Spätfröste so verderblich zur Vernichtung unserer Hoffnungen mitgewirkt hatten, in Deutschland verloren gegangen, noch viele Millionen werden auch ferner verloren gehen, wenn man sich nicht mit gesammter Kraft aufrafft, um gegen das genannte Insekt zu Felde zu ziehen. Ich habe demselben seit mehreren Jahren meine besondere Aufmerksamkeit zugewendet, zu der mich die großen Verheerungen desselben in den reichen Obstpflanzungen unseres Landes anregten. Dabei habe ich gefunden, daß die sogenannten Schutzgürtel, welche schon unser Pomologe Schmidtberger, als einer der gründlichsten Beobachter der unseren Obstbäumen schädlichen Insekten, beschreibt, das einfachste, billigste und sicherste Schutzmittel sind, indem der weibliche Schmetterling, welcher bekanntlich keine Flügel, sondern nur kleine Flügelklappen hat, und deshalb am Baumstamm heraufkriechen muß, wenn er seine 200 bis 300 Eier nach seinem Instinkte einzeln an die Trag- und Laubknospen, sowie an die Frucht- und Laubzweige der Baumkrone legen soll, durch den Schutzgürtel, auf dessen klebrigen Fläche er hängen bleibt, abgehalten wird. Die Anfertigung und Unterhaltung dieser Gürtel fällt in eine Zeit – von Ende Oktober bis gegen Mitte Dezember, – wo fast alle übrigen landwirthschaftlichen Arbeiten ruhen, und man daher zu einem Feldzuge gegen den Frostschmetterling Zeit genug hat; auch sind zu der Zeit alle Obstbäume zugänglich, ohne daß man den Saaten schädlich wird.

Dagegen ist die Verfolgung der im April und Mai auskommenden Raupen nicht nur wegen anderer in diese Zeit fallenden Feldarbeiten störend und lästig, sondern auch auf den mit Cerealien oder sonst wie bestellten Baumstücken schädlich, und dabei bei Weitem weniger wirksam, weil zumal den kleinen zwischen den entwickelten Laubknospen und Blüthen eingesponnenen Raupen nicht wohl beizukommen ist, und die größeren später nur durch starkes Anklopfen, welches begreiflich ohne Beschädigung der Bäume nicht abläuft, herunter gebracht

werden können. Aber, wird man

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Friedr. Aug. Pinckert: Habt Acht! Vertilgung der Spannraupe. In: Vereinigte Frauendorfer Blätter. Jg. 1855, Nr. 3, S. 18 MDZ München
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_170.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)