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und ich habe viele davon in Töpfe gepflanzt. Da ich dieselben in solcher Weise gegen die Spätfröste schützen konnte, so haben sie schneller, als es unter unserem Klima sonst möglich gewesen seyn würde, Früchte geliefert. Manche trugen nun schon zum zweiten Male, einzelne recht reichlich und es haben mir auf diese Weise diese Bäumchen recht viele Freude gemacht. Da dieselben mit ihren Töpfen den ganzen Sommer (nach der Blüthe) im freien Lande eingegraben standen, in welches ihre Wurzeln von der Oberfläche aus eindringen konnten, so sind ihre Früchte stets recht vollkommen geworden und nur bei beginnender Reifzeit habe ich sie zum Schutze gegen Vögel hinter Glasfenster gebracht. Es kann in solcher Weise auch zwischen den unter solchen Verhältnissen und den ganz im Freien gereiften Kirschen ein wesentlicher Unterschied im Geschmack und besonders in der Reifzeit nicht Statt finden. Die einzelnen Sorten, welche ich auf diesem Wege bereits kennen lernte und welche ich (mich nicht an die oft unrichtig gebrauchten Belgischen Gattungsnamen bindend) nach der vom Freiherrn von Truchseß geschaffenen Reihenfolge aufzählen will, bestehen in folgenden:

A. Schwarze Herzkirschen.

Guigne Tabascon. (Sie ist im Papeleu’schen Verzeichniß blos dem Namen nach angezeigt.) Der Stiel dieser Kirsche ist mäßig lang, dünn, lichtgrau, ohne Roth. Die Frucht ist groß, fast kugelrund, kaum ein wenig auf der Furchenseite abgeplattet. Die Farbe ist braunschwarz, in voller Reife reinschwarz, stark glänzend. Ihr Fleisch ist dunkelroth, sehr weich, saftig, angenehm säuerlich-süß. Der Stein ist klein, rundlich eiförmig. Ihre Reife ist zu Ende Juni. Sie gleicht sehr, auch nach der Beschreibung im Kirschenwerke des Herrn von Truchseß, der Bettenburger schwarzen Herzkirsche, doch konnte ich sie, wegen der zwei vergangenen Obstmißjahre, z. Z. nicht mit der ebengenannten vergleichen. Die Sorte scheint übrigens nach dem zweimaligen Volltragen des Bäumchens recht fruchtbar zu seyn.

B. Schwarze Knorpelkirschen[WS 1].

Guigne Sauvigny. (Im Papeleu’schen Verzeichniß ebenfalls nur dem Namen nach aufgeführt.) Der Stiel ist mittellang, etwas dünn, grün. Die Frucht ist ansehnlich groß, stumpfherzförmig, auf beiden Seiten etwas gedrückt, auf der Furchenseite am meisten, doch ist die Furche selbst nur durch eine dunkler gefärbte Linie angedeutet, auf der gegenüberstehenden Seite hat die Kirsche eine kleine rinnenförmige Vertiefung. Die Stieleinsenkung ist ziemlich tief und geräumig. Der große braune Stempelpunkt steht etwas eingesenkt auf der Spitze der Frucht. Die Farbe ist röthlich-schwarz, das Fleisch dunkelblutroth, nicht so hart als an der hier bekannten Großen schwarzen Knorpelkirsche, der Saft ziemlich stark färbend. Der Geschmack ist süß und angenehm, doch war er z. Z. nicht gerade erhaben. Der Stein ist länglich-rund, ziemlich groß. Die Reife ist zu Ende Juli. – Sie will mit keiner der mir bekannten oder von v. Truchseß beschriebenen Sorten stimmen und da an schwarzen Knorpelkirschen gerade kein Ueberfluß ist, so kann man sie immer noch beibehalten, wenn sich nämlich ihre Tragbarkeit später noch herausstellt.

Cerise belle de Ribeaucourt. (Im Papeleu’schen Verzeichniß bezeichnet als Frucht ersten Ranges, groß, dunkelbraun,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Schwarze Herzkirschen
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_119.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)