Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 114.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

bei uns sehr wenige hochstämmige butterhaft schmelzende Birnen gibt, so hat diese Frucht großen Werth.

Der Verfasser erhielt davon Zweige von Diel. Aus der Sammlung der berühmten Pariser Carthause. Siehe Anleitung zur Kenntniß und Anpflanzung des besten Obstes, von J. G. C. Oberdieck S. 292.[1]

195. Coloma’s köstliche Winterbirne. I. Rang. Supreme Coloma. Diel III. neues Heft S. 131.

Eine mittelgroße, gelblich-grüne, kurz eiförmige Winterbirne mit einem butterhaft schmelzenden, müskirten Fleisch.

Diese köstliche Frucht darf recht häufig gepflanzt werden, gedeiht auf Quitte, und gibt hochstämmig auf Wildling ganz vollkommene Früchte und ist dabei reichlich tragbar. Wird im Dezember eßbar und hält sich bis in den Februar, ohne zu welken.

Der Verfasser erhielt davon Zweige von Hrn. Pfarrer Langerker in Buschitz bei Töplitz 1830 mit Zueignung seines Namens als: Liegel’s Winterbutterbirn, mit welcher Benennung diese Frucht auch von mir sehr oft versendet wurde; erst später durch Zweige von Diel überzeugte ich mich von der Identität beider Früchte. Diel erhielt diese Frucht von Dr. van Mons aus Brüssel,[WS 1] der die obige Bennenung, Supreme Coloma, dem Grafen Coloma, dem Erzeuger mehrerer guten Früchte, zu Ehren gab.

Oberdieck in seiner Anleitung zur Kenntniß und Anpflanzung des besten Obstes sagt, S. 420., daß sie auch vorkomme unter den Benennungen Kopert’sche fürstliche Tafelbirne, Graf Sternberg’s Winterbutterbirne, Postelberger, Weinhuberbirn, etc. Der Verfasser würde rathen, die von Diel ursprünglich erhaltene Benennung allein beizubehalten. Siehe Oberdieck’s Anleitung etc. S. 301.[2]

Eben geht uns der folgende interessante Beitrag über die genannte Birne zu, den wir hier gleich mit einschalten.

Die Redaktion.

Ueber die Dauer von Coloma’s köstlicher Winterbirne (Supreme Coloma).

Diese vortreffliche Frucht muß in Böhmen sehr stark gebaut werden, denn die aus diesem Lande alljährlich ihre Obstschiffe nach Berlin führenden Händler bringen in solcher Fülle keine andere Birne mit.

Ihr wahrer Name ist hier nur Pomologen bekannt. Die Böhmen nennen sie


  1. Die gedachte Frucht ist auch im nördlicheren Deutschland eben so zu loben, verträgt jedoch zu trockenen Boden nicht. Im feuchten Sulinger Boden waren die Früchte groß und köstlich, in Nienburg klein und von geringerer Güte, doch noch ziemlich gut. Herr Dr. Liegel gibt sowohl bei dieser Frucht, als nachstehend noch oft eine weit längere Dauer der Birnfrüchte in ihrer Reife an, als wozu ich, auch bei frühem Pflücken, sie je bringen konnte. Obige hielt, selbst in den Keller gebracht, sich nie über vier Wochen. Schätzbar wird es daher seyn, wenn, wie ich bitte, Hr. Dr. Liegel in einer späteren Lieferung Nachricht geben will, wie er die gebrochenen Birnen aufbewahrt hat.
    O.

    Auch in Hohenheim ist die Engl. Sommerbutterbirn eine der schätzbarsten und tragbarsten spätern Sommerbirnen und gedeiht als Hochstamm in ganz freier Lage vortrefflich; sie wurde seither als Jelängerjelieber von hier aus verbreitet.

    L.
  2. Die gedachte Frucht war bei Nienburg gleichfalls ganz vorzüglich schätzbar, mürbet jedoch, auf einer Obstkammer aufbewahrt, stets im November. Nachrichten, die ich unlängst von Herrn Gutsbesitzer Clemens Rodt in Sterkowitz[WS 2] in Böhmen, einem sehr eifrigen Pomologen erhielt, machen es wahrscheinlich, daß ihr ursprünglicher Name wohl nach der Gegend, wo sie aus dem Kern erwuchs, Kopert’sche fürstliche Tafelbirne ist, und wird Herr Rodt darüber bald in der Monatsschrift nähere Nachricht geben. Ist die Supreme Coloma in Belgien erzogen, so sind an verschiedenen Orten zwei gleiche Früchte entstanden, die ich weiter nicht unterscheiden kann, als daß bisher (was vielleicht nicht wesentlich ist) die Supreme Coloma etwas schwächer wächst.
    O.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Jean-Baptiste Ferdinand Antoine Joseph van Mons (* 11. November 1765 in Brüssel; † 6. September 1842 in Löwen) war ein belgischer Physiker, Chemiker, Botaniker, Gärtner und Pomologe, und 1817–1830 in Löwen Professor für Chemie und Agrarwissenschaften. Er gilt bis heute als einer der produktivsten Birnenzüchter.
  2. Vorlage: Starkowitz (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_114.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)