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und bei der großen Menge älterer Wildlinge wird es ein Leichtes seyn, durch Bepfropfen der Aeste mit edelen, namentlich nicht zu weichlichen Sorten diese dort heimisch zu machen. Es wird gewünscht, Früchte von jenen Wildlingen zur Probe zu erhalten. Das zweite Schriftstück ist ein Bericht des Herrn Pastor Cochlovius, in Schönwalde bei Kreuzburg, der sich seit 30 Jahren mit der Anzucht von Obstbäumen beschäftigt und circa 2800 Stämme im Dorfe und in der Umgegend verbreitet hat. Die Baumschule findet sich jetzt auf einem der Schule gehörigen Grundstück und wird zum Besten derselben – es ist so bereits ein Kapital von 220 Rthlr. erworben – vom Herrn Pastor verwaltet. Zuerst hatte derselbe mit dem Vorurtheil, daß edeles Obst in Oberschlesien nicht gedeihe, zu kämpfen, hat letzteres aber allmählig in seiner Gemeinde vollkommen besiegt, so daß jetzt jeder Grundbesitzer in seinem Hausgarten, einige auch in ihren Saatgärten Obst ziehen. Einer hat gemeinschaftlich mit dem Pastor eine Straße, welche die Grenze des beiderseitigen Gebiets bildet, auf eine Strecke von 900 Schritt mit Obstbäumen bepflanzt. Von den Schulknaben werden jährlich einige im Veredeln unterwiesen und erhalten, wenn die von ihnen veredelten Bäume angehen, einen derselben als Belohnung. Herr Pastor Cochlovius hat zuerst die Pfropfreiser aus der Landesbaumschule in Potsdam, dann seit 1836 wiederholt von dem Pastor Kotschy, in Ustron bei Teschen, bezogen, dabei aber – abgesehen von Verwechselungen – die Erfahrung gemacht, daß die (namentlich von Dr. Liegel) empfohlenen Sorten in dortiger Gegend nicht alle gedeihen. Es ist ein Verzeichniß der Obstsorten beigefügt, das von Aepfeln Alles enthält, was Cochlovius verbreitet hat, von den andern Obstarten nur, was noch verbreitet wird. Da der absolute Werth einer Sorte nur bestimmt werden kann auf Grund sehr umfassender Erfahrungen, so theile ich dies Verzeichniß hier mit, so weit ein Urtheil über den Werth beigefügt ist. U. bezeichnet die aus Ustron, L. die aus der Landesbaumschule bezogenen Sorten. Der Ort der Beobachtung liegt unter circa 51° NB. und 36° OL. in einer flachen waldreichen Gegend.

I. Aepfel.

Rother Winter-Calville L. gut. Rother Herbst-Calville L. mittelmäßig. Scharlach-Reinette U. gut. Aromatic Apple U. mittelmäßig. Bischofs-Reinette U. gut. Muskat-Reinette U. gut. Wahre Ananas-Reinette U. gut. Pepping (Gold-?) aus einem Privatgarten gut. Lehmapfel (ein Gülderling) desgleichen. Melonenapfel (Ananasapfel?) desgleichen große schöne frühe Frucht; gut. Rothe Reinette desgl. bekannt. Pigeon rouge U. gut. Astrachanischer Sommerapfel L. gut. Große englische Reinette L. gut. Calvillartige Reinette L. gut. Mascon’s harte gelbe Glasreinette L. dem Borsdorfer sehr ähnlich. Edler Winter-Borsdorfer L. bekannt: trägt selten und wenig. Zwiebel-Borsdorfer L. gut. Reinette rouge L. gut. Große Kasseler-Reinette L. gut. und fruchtbar. Engl. Winter-Gold-Parmäne L. gut.

II. Birnen.

Berg. rouge d’automne L. kleine Frucht, schlecht (gedeiht bei Breslau gut). Berg. Crassanne L. mittelmäßig (bei Breslau gut). Hardenpont doré U. schöne Frucht. Frühe Schweizer Bergamotte L. fade. Epine d’automme L. gut und fruchtbar. Weiße Herbstbutterbirn L. bekannt, wird nie vollkommen (bekanntlich sehr eigen auf Stand und Boden; gedeiht bei Breslau stellenweise vortrefflich). Zartschalige Sommerbirn U. ziemlich. Rothe Herbstbutterbirn L. gut, trägt aber sehr spärlich. Wildling von La Motte (Stachelblansche) L. ziemlich (bei Breslau am Spalier gut). Brüsseler Zuckerbirn U. taugt nichts. Reisser Bergamotte (Virgouleuze), der Baum stand schon im Pfarrgarten, gut; (erreicht hier auf Hochstamm selten ihre wahre Vollkommenheit). St. Germain L. gut. Sparbirne L. vortrefflich. Gute Graue L. vortrefflich. Forellenbirn L. trägt selten und wenig. Grüne Sommer-Magdalene L. gut. Stuttgarter Gaishirtlesbirn L. gut. Capiaumont’s Herbstbutterbirn sehr gut und fruchtbar. Napoleon’s Herbstbutterbirn L. desgl. Beurré impérial L. gut. Römische Schmalzbirn L. wahrscheinlich unächt. Bon Chrétien d’été L. wird nicht vollkommen; (kommt hier gut vor als Punkertiner). Bergam. de Bagi L. gut.

III. Kirschen.

Süße Mai-Herzkirsche L. gut. Große desgleichen L. gut. Bernsteinkirsche L. gut. Große schwarze Knorpelkirsche L. gut. Früheste bunte Heizkirsche L. gut. Große bunte Herzkirsche L. gut. Speckkirsche L. gut. Lauermann’s Kirsche L. gut. Rothe Maikirsche L. gut. Jerusalems Kirsche L. ziemlich.

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_111.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)