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Blüthenknospen, welche sich, wenn der Ringelschnitt gegen den Herbst hin wieder verwächst, im darauf folgenden Frühjahre frisch und kräftig zu entwickeln und den gewünschten ersten Früchteansatz zu gewähren pflegen. Auf diese Art habe ich schon von manchem herangezogenen Sämlinge das eine Jahr an diesem, das andere an jenem Aste der kräftigen, vollen Krone schöne und zahlreiche Früchte geerndtet, ohne einen einzigen Ast dabei zu verlieren, während die übrigen nicht geringelten Aeste noch nicht eine einzige Frucht brachten. Doch sind mir auch bisweilen einzelne geringelte Aeste im nächsten Winter erfroren, oder im nächsten Frühjahre, bisweilen, schon reichlich mit Früchten behangen, vom Winde an der Ringelstelle geknickt und herabgebrochen worden. Doch läßt sich das Letztere durch sorgfältiges Anbinden vermeiden.



Ueber Aufbewahrung von Winterobst im Freien.

Ein eifriger Pomolog und fleißiger Beobachter, der Herr Postexpeditor W. Haffner in Cadolzburg, Bruder des Besitzers der großen dortigen Obstbaumschule, schrieb mir unter’m 13. Jan. 1854: „Ich habe wahrgenommen, daß Herbst- und Winterbirnen und Aepfel sich viel länger und fast ohne daß die Nachreife sichtlich weiter schreitet, dadurch aufbewahren lassen, daß man sie im freien Garten an trockenen Stellen, wo das Wasser leicht abläuft, auf ein Lager von trockenem Laub legt und mit solchem etwa ½′ hoch zudeckt. Der Frost schadet den Früchten gar nichts und bei Anfang des Frühlings sind sie gerade so, als ob sie erst vom Baum kämen; sogar fleckige Birnen, die in der dumpfen Kellerluft bald faulen, bleiben ganz gut. Dieses Verfahren dürfte einer sorgfältigeren Prüfung würdig und wenigstens bei gerne welkenden Reinettensorten gewiß beachtenswerth seyn.“ In einer spätern Zuschrift bemerkte mir Herr W. Haffner noch weiter, er sammle das Laub bei schöner trockener Witterung und bringe es auf die Nordseite einer Mauer, indem durch öfteres Aufthauen des Schnee’s dasselbe bald durchnäßt werde und legt in dasselbe sein Obst bei gehöriger Ueberdeckung mit Laub ein. Eine Parthie früher an einer Südwand in gleicher Weise überwintertes Obst wäre durch das Eindringen des Schneewassers beinahe zu Grunde gegangen.

Diese Erfahrungen sind von großem praktischem Werth und können in Jahren, wo uns ein reicher Obstsegen bescheert ist, von größtem Nutzen werden. Daß man im Frühjahr unter dem Baumlaub öfters noch völlig gut erhaltene Früchte gefunden, ist zwar nichts Neues, allein solche mehrjährige Beobachtungen über das Durchwintern von Obst in besonders dazu hergerichten Laubhaufen sind doch meines Wissens noch nicht bekannt gemacht worden.

Ich schließe diesem einige Erfahrungen bei Versuchen, die ich mit Durchwintern von Obst in Erdmiethen machte, an.

Ein solcher Versuch wurde im Winter 1847–1848 angestellt, lieferte aber keine Resultate, da die Miethe durch Obstfreunde, denen es wenig um Gelingen meines Versuchs zu thun gewesen seyn muß, geplündert wurde, so daß ich Mitte März kaum noch ¼ der eingemietheten Früchte vorfand und

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_103.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)