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schnell, sondern ein solcher Naturbaum ist auch weit dauerhafter und gesunder, als ein anderer, der auf Pflaumen veredelt worden ist, indem letzterer eher als jener am Harzfluß leidet.

Bei der Behandlung der Steckreiser ist noch zu bemerken, daß sie nicht eher, als bis sie aus dem Wasser genommen werden, abgegipfelt werden dürfen; denn hier sind alle Augen nöthig, um die Bewegung des Saftes und dadurch das Austreiben der Wurzeln zu befördern. Haben sich letztere aber gezeigt und das Reis soll nun in die Erde versetzt werden, so läßt man ihm nicht mehr als Ein Auge über derselben; weil die noch schwachen Wurzeln desselben, die überdies auch an einen ungewohnten Ort verpflanzt worden sind, mehrere nicht ernähren können.“

Diese Art der Vermehrung der Obstbäume aus Stecklingen scheint jedenfalls einer größeren Beachtung werth, als die seither bekannt gemachten und es wäre recht zu wünschen, daß zahlreiche Versuche, die ja sehr einfach zu machen sind, damit angestellt würden. Ich werde sowohl mit jährigen Zweigen, als mit Sommertrieben von den verschiedenen Obstgattungen Versuche anstellen und später über deren Erfolge berichten, bitte aber auch andere Baumzüchter dasselbe zu thun. Was mich für diese Methode günstig stimmt, trotzdem daß sich sämmtliche früher und jüngst angerühmte Methoden der Stecklingserziehung nicht bewährten, und man eigentlich nur mit großem Mißtrauen noch an dergleichen Versuche gehen sollte, ist eine Erfahrung an einem Apfelreise, welches ich um das Ablactiren mit grünem Holz zu zeigen, mit dem untern Ende in ein Gläschen mit Wasser steckte (Anfang August), worin es sich nun noch befindet und einen sehr schönen Callus gebildet hat, während andere Apfel-Stecklinge, nach der vorher von H. Haffner erwähnten neuen Methode behandelt, längst in derselben Zeit verfault sind.

Nvbr. 54.



Einfache Methode Obstsorten in Umrissen zu zeichnen.

Wer eine größere Anzahl neuer Obstsorten erbaut und seinen Niederschriften über den Werth derselben schnell eine die Größe und Gestalt veranschaulichende Abbildung beifügen will, zerschneide die Früchte in ihrer Mitte, trockne mit Löschpapier den Saft ab und lege sie dann auf das zur Aufnahme der Beschreibung bestimmte Buch, nehme dann einen guten, wohlgespitzten Bleistift und umschreibe damit sorgfältig die ganze Fruchthälfte mit sammt ihrem Stiele. Eine in diese Abbildung eingeschriebene Nummer weist auf die Nummer der daneben befindlichen Beschreibung hin. Ich habe mir solcher Abbildungen seit etwa 12 Jahren weit über Tausend gemacht, und finde sie jetzt oft für weitere Vergleichungen und Untersuchungen sehr brauchbar.

Prof. Ed. Lange.




Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_097.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)