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schon aus, mische die Erde mit Kompost und pflanze die Bäume nicht tiefer in den Boden, als daß die obersten Wurzeln gerade noch mit Erde bedeckt sind. In feuchtem Boden drainire man oder pflanze die Bäume auf künstlich gebildete Erdhügel.

Von nun an soll man den Obstbaum unter’m Auge behalten, die Krone von innen heraus so ausschneiden, daß sich die Zweige gleichförmig nach allen Seiten ausbreiten und allenthalben Licht und Luft zu den Früchten treten kann, die schädlichen Wasserreiser, welche dem Baume die besten Kräfte nehmen, entferne man, dulde keine, ebenfalls auf Kosten des Baumes lebende, Mistel und kratze, wenn es einigermaßen die Zeit erlaubt, Moos und Flechten ab. Im Herbst lege man Theerbänder gegen den Frostnachtspanner an und im Winter entferne man die Raupennester. Unsern fleißigsten Vertilgern des Ungeziefers, den zahlreichen Singvögeln, Meisen, Spechten, lasse jeder Landwirth seinen Schutz zu Theil werden.

Beim Wegschneiden von Aesten endlich mache man den Schnitt glatt am Stamm und bestreiche denselben mit Theer. Wo Stumpen stehen bleiben, unrein abgeschnitten oder gar abgehauen wird, da entstehen unheilbare Wunden, die später Kernfäule und Brand herbeiführen. Durch das Bestreichen mit Theer wird aber das Wasser abgehalten in die Wunde zu dringen, bis sie von junger Rinde wieder überwallt.“

An diesen Vortrag mich anschließend, empfahl ich die weitere Verbreitung einiger, nach den Ergebnissen der Ausstellung hier noch wenig vorkommender Obstsorten, namentlich der Englischen Winter Goldparmäne, die wohl von allen neueren Obstsorten sich am meisten in Nord- wie Süddeutschland durch Wuchs, schnelle und reiche Tragbarkeit und vorzügliches Gedeihen die Gunst der Freunde der Obstkultur erworben hat, die Große Casseler Reinette, Ananas Reinette, Muskat Reinette u. s. w., sowie die Grumkower Winterbirn, Capiaumonts Herbstbutterbirn, Champagner Bratbirn. u. a. Dagegen wünschte ich dem herrlichen Pomeranzen Apfel, dort Breitaar genannt, sowie den delikaten und so äußerst tragbaren Usierapfel, (beides Zürcher Sorten) in andern Gegenden dieselbe Verbreitung, in der sie hier gezogen würden. Bei dem Pomeranzen-Apfel, den Diel zu den Plattäpfeln stellt, ich dagegen[1] zu den Rambour Reinetten zog, überzeugte ich mich, daß ich völlig Recht hatte. Dieser war in solcher Größe und Vollkommenheit da, das ich den in meinem Obstgarten am Hause befindlichen Apfel mehreremal hier kaum wieder erkannte, und einigemal für eine Pariser Rambour Reinette hielt. In jener Gegend ist er einer der mit Recht geschätztesten Obstsorten.

Ich wies ferner darauf hin, das ein fleißiges und sorgfältiges Umpfropfen unfruchtbarer aber noch lebenskräftiger Bäume das beste Mittel sey, schnell den Obstbau zu verbessern. Allein die Art wie dieses gewöhnlich geschieht, verkürzt die Lebensdauer der Bäume nicht selten gar sehr, indem einestheils viele derselben durch Ueberfüllung von Säften den Brand und Krebs erhalten und allmählig absterben, anderntheils die Wunden häufig krank werden und von denselben ausgehend, Aeste und Stamm kernfaul werden.

Ich empfahl deßhalb (was auch schon Dittrich u. a. angerathen haben), die Bäume


  1. In den Kernobstsorten Württembergs.
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_092.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)