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auf Regelmäßigkeit der Form hin. Wird hiermit das Abstoßen einzelner Wurzeln verbunden, so können wir eben so fruchtbare Pyramiden und Spaliere erziehen auf Wildlinge veredelt, wie auf Johannis und Quitten. Letztere Unterlage scheint mehr und mehr in den Hintergrund zu treten; mehrere Pomologen, die noch vor 10 Jahren nur auf Quitten veredelte Birnzwergbäume pflanzten, wollen jetzt nur mehr auf Wildling veredelte Pyramiden und Spaliere, die allerdings an Dauerhaftigkeit und Schönheit jene weit übertreffen und bezüglich ihrer Fruchtbarkeit ihnen, bei richtiger Behandlung, durchaus nicht nachstehen.

Wenn auch der Obstbau am Zürcher See in vieler Hinsicht auf einer hohen Stufe steht, so erreicht er den des Thurgau doch nicht und ist noch mancher Verbesserung fähig. Ein Vortrag darüber, wie der Obstbau im Kanton Zürich noch vollkommener und nutzbringender betrieben werden könne, den Regel in der öffentlichen Sitzung des Landwirthschaftlichen Vereins am zweiten Tage der Ausstellung hielt, wird gewiß gute Folgen haben. Ein Auszug aus demselben (nach der Zürcher Zeitung vom 15. Oktober 1854) möge hier Platz finden.

„Nachdem der Redner zuvor darauf hingewiesen, daß unser Obstbau, gegenüber dem der Nachbarländer (Thurgau, Württemberg) durchaus nicht auf der hohen Stufe stehe, wie die andern Zweige unserer Kulturen, anerkennt er, daß man auch bei uns manchen gut unterhaltenen Obstgarten sehe. Dahingegen werde auch noch sehr vieles, der Kultur kaum werthes Obst gezogen und in Bezug auf die Behandlung der Bäume noch vielfach gefehlt.

In ersterer Beziehung werde die Ausstellung bleibende Resultate für uns haben. Unter Mithilfe des Garteninspector Lucas sey es gelungen, eine große Zahl der aufgestellten Obstsorten richtig zu benennen, so daß, darauf gestützt, der Verein nun die für uns geeigneten vorzüglichen Obstsorten zur allgemeinen Kultur empfehlen könne. Auf dem gleichen Platz, mit der gleichen Sorgfalt gedeihe eine werthvolle in besserem Preise stehende Obstart, oder eine dankbar tragende Sorte gegenüber einer geringeren oder undankbar tragenden; durch nicht zu dichte Pflanzung von Obstbäumen auf Wiesen und Feldern werde diesen ein hoher Nebenertrag abgewonnen, der bei den hohen Preisen unserer Ländereien nicht zu verachten sey; dagegen sey es allerdings besser, lieber gar keine Obstbäume zu pflanzen als schlechte, für uns ungeeignete Sorten oder von der Ansicht auszugehen, es genüge, einen Baum gepflanzt zu haben, dann aber bedürfe derselbe keiner fernern Pflege.

Solche verwahrloste krüppelhafte Bäume, behaftet mit schädlichen Wunden, beladen mit Wasserschossen, Misteln oder Moos und Flechten, sehe man leider noch ziemlich häufig.

Man möge daher für die Folge nur bei uns erprobte Obstsorten anpflanzen, man wähle gesunde Exemplare, schneide an den Wurzeln alle schadhaften Stellen mit einem scharfen Messer glatt, man setze Krone und Wurzeln in’s Gleichgewicht und vermeide es ebenso sehr, die Aeste der Krone bis in’s alte Holz zurückzuschneiden, als gar nicht zu beschneiden. Man schneide vielmehr die Aeste in der Weise auf gesunde kräftige Augen zurück, daß sich die Krone gleichförmig nach allen Seiten ausbreiten könne. Für trockenen steinigen Boden wähle man Kirschbäume, für guten Boden Kernobst und Pflaumen. Das Setzloch mache man nicht zu klein, werfe es im Herbst wo möglich

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_091.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)