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nie schmelzend und welkt stark, während die Winter Nelis, ziemlich jährlich, auch hochstämmig delikat wird.

52. Regentin (Colmar Souverain) und Preul’s, richtiger Precel’s Colmar, bezeichnete schon Diel als identisch. Die Frucht kommt noch vor und wurde auch von mir größtentheils als dieselbe erkannt, unter den Namen Passe Colmar, Beurré d’Arenberg, Goldgelbe Colmar, Colmar épineux, Hochfeine Colmar, und erhielt ich sie aus Enghien auch wohl noch als Fondante Pariselle. Wahrscheinlich ist auch noch Argenson’s Butterbirn dieselbe, worüber ich noch nicht völlig gewiß bin, imgleichen die von mir früher versandte Dittrich’s Butterbirn, die Herr Dr. Liegel wohl als Dittrich’s Winterbutterbirn hat. Ist die Dornige Colmar durch die Dornen, die die Triebe des jungen Baums auch bei mir öfter zeigten, verschieden, so ist diese wohl überein mit der Rostfarbigen Butterbirn, von der ich gehörige Früchte noch nicht sah. Die schöne, leicht kenntliche Vegetation aller dieser Sorten stimmt sehr überein; doch können dennoch wirkliche Verschiedenheiten darunter seyn, und mehrere Namen auf Verwechslungen beruhen, die auch in Belgien gemacht werden, und muß noch weiter geforscht werden. So erhielt ich von Herrn Lieutenant Donauer eine von v. Mons stammende Beurré d’Arenberg (gänzlich von der, die Diel erhielt, und schon an ihrem zwergartigen Wuchse sogleich zu kennen ist, verschieden), die der Regentin ziemlich ähnlich ist, auch ziemlich mit ihr zeitigt, aber im Geschmack, der merklich mehr vorherrschende Säure hat und gleichfalls sehr delikat ist, sich von der Regentin wesentlich unterscheidet. Der Vilvorder Katalog hat 1) eine Beurré d’Arenberg (Deschamps), reifend im November bis Februar, mit den Synonymen Beurré Deschamps, Colmar Deschamps (diese habe ich aus Prag, sah aber noch keine Früchte), Beurré des Orphelins, Delices des Orphelins, Orpheline d’Enghien (unter diesen Namen erhielt ich die Hardenpont de printemps, also wohl fälschlich); 2) eine Passe Colmar (Hardenpont), reifend im Dezember und Februar, mit den Synonymen Passe Colmar gris, Passe Colmar ordinaire; 3) eine Passe Colmar dorée (Erzieher nicht angegeben) mit den Synonymen Souverain d’hiver, Pucelle condéssienne; 4) eine Passe Colmar musqué d’automme (Esperen), reifend Oktober und November; 5) eine Passe Colmar François, welche beiden letzten mit unserer Regentin wohl nichts gemein haben werden, die indeß auch Schmidtberger schon als Passe Colmar hatte, unter welchem Namen man an sich eine frühe, bald vorübergehende Birn vermuthen sollte.

53. Salisbury, Prinzessin Marianne, Bosc’s frühzeitige Flaschenbirn, Spindelförmige Rehbirn sind durchaus identisch. Auch eine durch Herrn Geheimerath v. Flotow aus Bollweiler erhaltene Prinzesse Marie (wohl durch corrumpirte Schreibart, denn der Vilvorder Katalog führt als Prinzesse Marie eine andere auf von dritter Qualität) war 1853 dieselbe. Ich erhielt sie noch von v. Mons als Clara und Spence; weiß jedoch nicht, ob etwa nur durch Irrung. Eine Double Calebasse aus Enghien ist auch sehr ähnlich, jedoch im Geschmack verschieden und reift später. In meiner Schrift schlug ich vor, sie als Salisbury zu behalten; da indeß dieser Name in Belgischen Obstverzeichnissen bereits nicht mehr vorkommt, wohl aber die Prinzesse Marianne, so behielt sie doch wohl besser letzteren Namen.

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_082.jpg&oldid=- (Version vom 8.2.2018)