Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 069.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


B. Notizen und Mittheilungen aus Zeitschriften etc.




Aus den „Beiträgen zur Statistik der Landwirthschaft in Württemberg“ von Dr. Paul Sick. Stuttgart 1854. J. B. Müller’s Verlag.

In Vergleichung mit dem Weinbau ist der Obstbau nicht nur im Lande verbreiteter, sondern es wird auch in der nutzbaren Verwendung die Weintraube von der Frucht des Obstbaumes übertroffen, indem diese sowohl zur Getränkebereitung, als zur Nahrung dient.

Da hienach nächst der Anpflanzung der Körnerfrüchte die Obstpflanzung von besonderer Wichtigkeit ist, so wurden im Jahr 1852 bei Gelegenheit der Aufnahme der Größe der den einzelnen Kulturen eingeräumten Fläche von den Schultheißenämtern zugleich möglichst zuverlässige Notizen über die Zahl der auf den einzelnen Markungen befindlichen Obstbäume und den Ertrag derselben einverlangt.

Nach diesen Berichten, welche theils auf wirklicher Zählung, theils auf ungefährer Schätzung beruhen, betrug die Zahl der

Kernobstbäume. Steinobstbäume.
im Neckarkreis 1,742,413 879,881
„ Schwarzwaldkreis 1,040,854 855,614
„ Jaxtkreis 1,073,882 1,038,717
„ Donaukreis 866,953 449,360
„ ganzen Lande 4,724,102 3,223,572

Im Verhältniß zu der landwirthschaftlich benützten Fläche, d. h. der Gesammtfläche abzüglich des Areals der Ortschaften, der Waldungen, der Oeden (Steinriegel) Steinbrüche, Thon- u. s. w. Gruben, Gewässer und Straßen kommen auf 100 Morgen

Kernobstbäume. Steinobstbäume.
im Neckarkreis 247,6 125,0
„ Schwarzwaldkreis 120,8 99,3
„ Jaxtkreis 102,8 99,4
„ Donaukreis 63,0 32,7
„ ganzen Lande 118,6 80,9

Den stärksten Kernobstbau haben nächst Stuttgart Stadt (1,387 Bäume auf 100 Morgen) die Oberämter Eßlingen (641,2), Cannstadt (576,8), Schorndorf (500,8); am niedersten steht die Obstkultur in den Oberämtern Waldsee (19,1), Leutkirch (18,0) und Münsingen (8,0) überhaupt stehen Oberschwaben und die Heuberg-Gegenden in dieser Beziehung gegen die übrigen Theile des Königreichs zurück, in welchen mit wenigen Ausnahmen 50–100 Kernobstbäume auf 100 Morgen der landwirthschaftlich benützten Fläche kommen.

Auch hinsichtlich des Steinobstbaues nimmt der Stadtdirektions-Bezirk Stuttgart (550,9) die erste Stelle ein. Diesem zunächst stehen die Oberämter Reutlingen (383,6), Weinsberg (240,2), Neckarsulm (217,2) und Oehringen (211,8). Verhätnißmäßig am wenigsten Steinobstbäume haben die Oberämter Riedlingen (17,2), Biberach (14,1), Waldsee (12,2), Leutkirch (8,0[WS 1]), Münzingen (6,9) und Saulgau (6,2[WS 2]). Auch hierin übertrifft das Land nördlich der Alb die südlich derselben gelegenen Landestheile. Ueberhaupt die meisten Obstbäume haben nächst Stuttgart Stadt, die OA. Eßlingen und Cannstatt (7–800 auf 100 Morgen). Die wenigsten finden sich in den OA. Leutkirch (26) und Münsingen (15). – Die ungefähre Anzahl aller in Württemberg angepflanzten Kernobstbäume beläuft sich auf nahezu 5 Millionen, die der Steinobstbäume auf etwas über 3 Millionen.

Der Ertrag in einem Mitteljahr ist veranschlagt: im

Kernobstbäume. Steinobstbäume.
Neckarkreis 2,757,583 Sri. 369,886 Sri.
Schwarzwaldkreis 1,566,812 412,180
Jaxtkreis 1,179,665 380,653
Donaukreis 1,213,511 197,534
ganzen Lande 7,717,561 1,360,253

Nimmt man den Durchschnittspreis für das Simri (= 35 Pfd.) Kern- wie Steinobst zu 44 kr. an, welche Zahl sich ergiebt aus der Vergleichung des Preises der letzten 20 Jahre in Hohenheim, so berechnet sich hieraus ein Gelderlös für obige 9,077,814 Simri von 6,657,063 fl.

Gegenwärtig (September 1854) wird für das Mostobst der Simri 1 fl. – 1 fl. 12 kr. bezahlt und das spätere Tafelobst dürfte wohl auf 1 fl. 30 kr. – 2 fl. das Simri zu stehen kommen.

Zur Vergleichung der numerischen Verhältnisse des Obstbaues in früheren Jahren mit der Gegenwart fehlen die erforderlichen Anhaltspunkte; dagegen gaben die von der königl. Centralstelle für die Landwirthschaft von Zeit zu Zeit veranstalteten Ausstellungen landwirthschaftlicher Produkte Gelegenheit, bezüglich einzelner Landesgegenden die Fortschritte der Obstzucht in qualitativer Hinsicht kennen zu lernen.

Namentlich verdanken wir ein ziemlich umfassendes Bild unserer Obstproduktion, insbesondere in den wichtigeren Kernobstsorten, der im September 1852 in Verbindung mit dem

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 80
  2. Vorlage: 62
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_069.jpg&oldid=- (Version vom 30.7.2017)