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viel mit Erde bedeckt, daß ¾′ vom Graben noch offen bleiben. Von den gepflanzten Stöcken werden im ersten Jahre alle Blüthen entfernt, um recht vollkommene Wurzeltriebe zu erhalten.

Der Schnitt. Es werden im nächsten Frühahr alle alten Hölzer dicht am Boden weggeschnitten, die vorjährigen Triebe, die nun Früchte geben sollen, auf 3–4′ Länge geschnitten.

Anbinden. Man heftet die letztern, die Wurzelzweige, an eine Querlatte, die 1½′ von den Stöcken entfernt, 2′ über dem Boden vor denselben hinlaufend angebracht ist, an, wodurch der Vortheil erreicht wird, daß sich die Knospen, welche die Fruchttriebe

liefern, vollkommen und gleichmäßiger entwickeln, und daß die Sommertriebe, welche senkrecht aufwachsen, jene nicht stören und beschatten können. Die jungen Wurzeltriebe werden ebenfalls an eine Querlatte die sich entweder senkrecht über, oder etwas hinter den Himbeerstöcken hinzieht, angeheftet und von denselben die in zu großer Anzahl erscheinenden schwächeren entfernt, so daß die Sommertriebe an die für dieselben bestimmten Latten je 1/3 Fuß von einander kommen.

Verjüngung und weitere Pflege der Beete. Von der aus dem Graben herausgehobenen und an den Seiten niedergelegten Erde wird von Jahr zu Jahr je 3 Zoll hoch, mit Misterde untermischt, nachgefüllt, bis der Graben allmählig voll ist. Hierdurch sollen sich die Wurzelknospen kräftiger bilden. Bei dieser Behandlung tragen die Himbeerstöcke 8–10 Jahre lang gute Früchte, dann vermindert sich aber ihr Trieb und ihre Fruchtbarkeit und man muß deßhalb zu einer neuen Anpflanzung schreiten. Diese sollte aber zwei Jahre vor Zerstörung der alten Pflanzung vorgenommen werden, um nicht von Früchten ein Jahr lang ganz entblößt zu seyn. Will man auf dieselbe Stelle wieder pflanzen, so muß der Boden 1½′ tief und weit ausgehoben und mit neuer Erde ersetzt werden.

Diese Kultur ist einfach und hat vieles für sich; zur Erziehung des Himbeerrstrauchs an Mauern oder an Spalieren, die frei stehen, möchte es kaum eine zweckmäßigere geben. Besonders ist die oben berührte Art des Anheftens des alten und jungen Holzes an verschiedene Latten sehr empfehlenswerth.

b. Kultur nach Bivort’s Album der Pomologie.

Anpflanzung. Nachdem man einen günstigen Platz für eine Himbeerhecke ausgewählt, wird der Boden 1½′ tief in einem 4–5′ breiten Streifen aufgelockert und mit halb zersetztem Mist gut gedüngt. Man pflanzt Ende Oktober die Stöcke je 1¼′ entfernt in schönen kräftigen jungen Exemplaren an, wobei es sehr vortheilhaft ist, die Wurzeln mit gutem Kompost zu umgeben. Diese Pflanzung liefert schon im ersten (dem folgenden) Jahre einen guten Ertrag.

Verjüngung. Angenommen die Hecke sey 150 Fuß lang, so theilt man sie in 3, je 50 Fuß lange Theile. Nach dem zweiten Jahre der Anlage wird Ende Oktober der erste Theil ausgehoben und nach gehöriger Umarbeitung und Düngung des Boden wieder mit jungen Pflanzen neu besetzt, im folgenden Jahre der zweite und dann der dritte Theil. Pflanzen hat man stets im

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_056.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)