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werden, so daß man nicht selten den Griff verläßt und die Säge an der hintern Seite des Bogens faßt. Hieraus geht schon hervor, daß eine andere Einrichtung des Griffs nicht nur sehr erwünscht, sondern in der That nothwendig ist.

Es gibt nun zwar schon mehrere Arten von Sägen, die diesen Vortheil bieten; allein es ist der Griff hier von der Säge getrennt und durch ein eisernes Zwischenglied mit dem Bogen verbunden. Hierdurch wird die Säge unnöthig vertheuert, und verliert an Dauerhaftigkeit.

Unserm Bedürfniß ist nun vollständig abgeholfen durch die von mir construirte und „Hohenheimer Bogensäge“ genannte Baumsäge. Ich habe dieselbe in der einfachsten Einrichtung schon vor 2 Jahren im Hohenheimer Wochenblatt und in meiner Schrift „die Gemeindebaumschule“ abgebildet, beide Zeichnungen geben aber nur die ohne Schrauben und mit feststehenden Sägeblatt eingerichtete Säge. Vielfachen Wünschen zufolge wurde die Einrichtung zum Stellen und Verändern der Lage des Sägeblattes, wie sie bei den bessern gewöhnlichen Baumsägen auch sich befindet, hier ebenfalls angebracht, wie dieses die beistehende Figur darstellt.

Die ganze Säge mißt in der Länge 1½ Fuß; vom Sägeblatt bis zum Bogen hat sie eine Weite von ½′; das Sägeblatt ist 1 Fuß lang und ½ Zoll breit.

Nach Belieben können diese Dimensionen der Säge etwas vergrößert oder auch vermindert werden, was natürlich die Anwendbarkeit bei stärkern Aesten vermehrt oder vermindert und aber auch ihre Handhabung erleichtert. Doch sollte der Bogen nie zu leicht gefertigt werden. Der Griff besteht aus dem hintern Theil des Bogens und ist am besten mit Leder gepolstert; eine solche seit 3 Jahren hier vielfach gebrauchte Säge hat sich vortrefflich gehalten; er wird auch aus, an den Bogen zu beiden Seiten befestigten, Hölzern gebildet. Es wird nicht nöthig seyn, diese Säge noch besonders zu empfehlen; der Praktiker ist mit seinem Urtheil hier schnell fertig und eine kleine Probe überzeugt Jedermann von der Vorzüglichkeit dieses Werkzeugs.

Es kostet eine solche Säge ohne Schrauben zum Stellen des Blattes 1 fl. bis 1 fl. 24 kr., je nach der eleganteren oder einfacheren Ausstattung, und die mit Schrauben 1 fl. 36 kr. bis 2 fl.; bei Dittmar ohne Schrauben zum Stellen, aber sonst sehr gut gearbeitet 1 fl. 24 kr.

6. Die Rindenscharre.

Zum Entfernen der alten abgestorbenen Rinde, sowie der Moose und Flechten, die sich auf älteren Obstbäumen oft finden, bedient man sich verschiedener Werkzeuge, die Baumkratzer, Baumscharre, Rindenscharre genannt werden. Daß ein solches Instrument durchaus nothwendig ist, darüber ist jetzt kein Zweifel mehr und die Zeit, wo man streiten konnte, ob das die Rinde überdeckende Moos dem Baum Nutzen oder Schaden bringe, ist glücklich hinter uns. Allein es gab auch eine Periode, namentlich in Württemberg, wo man glaubte alles Heil der Obstcultur liege im möglichst glatten Abscharren der Rinde unserer Obstbäume, und die damals angepriesenen Baumkratzer, schwere unbeholfene Werkzeuge, haben leider gar zu oft mehr geschadet als genützt. Ich bediene mich seit einer Reihe von Jahren entweder

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_029.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)