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werden soll, in der Mitte aufspaltet und dem Keil, der sich an der Spitze befindet, welcher dazu dient den Spalt offen zu halten und nach Bedürfniß der Edelreiser weiter oder enger zu machen, wenn dieselben eingefügt werden sollen. Ein solches kostet 48 kr. – 1 fl. Als Ersatz kann wohl auch ein altes starkes Gartenmesser und ein kleines Stemmeisen dienen, doch ist es besser, sich dieses nicht kostspielige und sehr zweckmäßige Werkzeug anzuschaffen; obige Figur zeigt dasselbe in vierfach verjüngter Größe.

4. Die Pfropfpfanne.

Um nach dem Veredeln die Edelstelle wo dieses nöthig ist (wie bei allen Reiserveredlungen) und nicht durch die Bänder bereits vollständig geschehen, vor der Luft und Feuchtigkeit zu schützen, muß flüssiges Baumwachs auf die Wunde oder über die Bänder, welche das Reis und die Unterlage fest zusammenhalten, gebracht werden. Bis jetzt haben wir noch keine Art Baumwachs, welche im kalten Zustand flüssig wäre und durch Verdunstung des auflösenden Bestandtheils auf der Wunde fest würde. Collodium, welches dazu schon durch Donauer 1849 und jüngst nach der Gartenflora wieder von Lindley empfohlen wurde und welches diese Eigenschaft besitzt, ist einestheils etwas zu theuer, anderntheils haben mir die damit vor einigen Jahren gemachten Versuche nicht glücken wollen. Pfropflehm u. dgl. ist in den wenigsten Baumschulen mehr in Gebrauch und die Art des Aufstreichens desselben, sowie die Befestigung, auch viel zu umständlich, so daß vor der Hand ein Geräthe in welchem das Baumwachs mäßig warm und flüssig erhalten wird, durchaus nöthig ist.

Diesen Vortheil gewährt nun eine solche Pfropfpfanne, von der Fig. A die Totalansicht, B den Durchschnitt angibt;

sie besteht aus einem Geschirr von dünnem Eisenblech welches mit einem Henkel und Handgriff versehen ist und in welches das Lämpchen gestellt und die das Baumwachs enthaltende Pfanne eingehängt wird. Der Durchmesser und die Höhe desselben beträgt gewöhnlich 4 Zoll. Die Flamme des Lämpchens wird mit Oel gespeist und darf nie zu groß sein, damit das Harz nicht zu heiß werde oder gar überlaufe. Der sich unter dem Boden der Pfanne ansetzende Ruß muß öfters abgeputzt werden. Ein an dem Henkel befestigten Haken dient dazu, die Pfropfpfanne, wenn sie zum Verstreichen von Pfropfwunden auf Bäumen gebraucht wird, beliebig aufhängen zu können. Zum Aufstreichen des flüssigen Baumwachses dient ein gewöhnlicher etwas steifer Borstenpinsel. Es kostet eine solche Pfropfpfanne gewöhnlich 36 kr. oder 10 Sgr. und kann leicht von jedem Blecharbeiter angefertigt werden.

5. Die Baumsäge.

Je mehr und andauernder ein Werkzeug gebraucht wird, um so wichtiger ist es, ihm eine möglichst bequeme, praktische Einrichtung zu geben. Daß unsere gewöhnliche Baumsäge ein durchaus unbequem eingerichtetes Werkzeug ist, geht schon aus der dem Sägeblatt gleichlaufenden Richtung des Griffs hervor, wodurch die Hand- und Armmuskeln in eine sehr bald ermüdende, unnatürliche und gezwungene Lage gebracht

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_028.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)