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für die Alterthümer-Sammlung, als die Bibliothek, und das Kaufhausarchiv auf dem Dachboden konnte endlich auch aus seiner traurigen Lage erlöst werden. Nur ein Zuwachs, der in jene Zeit fällt, trübt das erfreuliche Bild des Gedeihens, ein Zuwachs, wie man ihn in unseren Tagen nicht hätte erwarten sollen, zumal noch am Sitze einer Hochschule. Mehrere tausend Pergamenturkunden des hl. Geistspitales nämlich, zum Theil noch aus dem 13. Jahrhundert, waren von dessen Verwalter auf eigene Faust um den Pergamentwerth verkauft worden, im Ganzen 87 Pfund, das Pfund zu 5 fl. 30 kr., jedoch nicht ohne dass er vorher, wie es einem sorgsamen Hausvater wohl anstand, die Wachssiegel abgeschnitten und eingeschmolzen hätte. Als diese bedauerliche Thatsache zur Kenntniss des Stadtraths gelangte, befanden sich die Urkunden, welche glücklicherweise ihren Weg nicht in eine Goldschlägerei, sondern in’s Germanische Museum gefunden hatten, bereits in Sicherheit und konnten um den Ankaufspreis wieder zurückerworben werden, um sie nunmehr dem Stadtarchiv einzuverleiben. Auf diese Weise kamen auch die im Jahre 1833 extradirten Urkunden wieder in ihre alte Heimath, in’s Stadtarchiv, zurück, leider nicht in derselben Integrität, in der sie hinausgewandert waren.

Bei der Uebersiedelung sowohl dieser als auch der andern Urkunden, wurde leider versäumt, sich genau an die älteren Repertorien von Maldoner, Weiss und Rösch zu halten, so dass nachträglich noch eine Reconstruction des Archives auf deren Grundlage stattfinden musste, um in der Auffindung jeder einzelnen Urkunde sicher zu gehen. Bedauerlicher Weise erblindete jetzt auch noch der hoch in den Siebenzigern stehende Archivar fast ganz, in Folge dessen bei Benützung der Archivalien Manches nicht wieder an seine angewiesene Stelle zurückgelangte. Von einer Repertorisirung der erwähnten Spitalurkunden musste in Folge dessen ganz Abstand genommen werden.

Durch das stetige Anwachsen der Bibliothek, durch Ueberweisung des bedeutenden Aktenmaterials des städtischen Holz- oder Forstamtes und durch Abgabe einiger Hunderte Folianten Stadtrechnungen vom Stadtrentamt an’s Archiv waren aber die neugeschaffenen Räume bald wieder so überfüllt, dass unter den obwaltenden Verhältnissen eine bedenkliche Confusion überhand nahm.

Glücklicherweise war der gedeckte Gang, welcher das ehemalige Gefängniss, den oben genannten Stadtthurm, mit der alten Gerichtslaube

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Adolf Poinsignon: Rückblicke auf die Vergangenheit des Stadtarchivs zu Freiburg im Breisgau. Theodor Ackermann, München 1895, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Poinsignon_-_Rueckblicke_18.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)