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zum Nachtheil der übrigen Bürgerschaft eine exemte Stellung beanspruchte, hielt die Registraturen behufs Reproduktion einer Masse von Urkunden in Athem. Dann kamen nach kaum überstandenem dreissigjährigen Kriege wieder schwere Zeiten über Freiburg, der holländische Rachekrieg und der spanische Erbfolgekrieg, zwei harte Belagerungen, zwanzigjährige Herrschaft der Franzosen, Rückgabe an das Haus Oestreich und ungnädige Behandlung von Seiten desselben. Die Stadt war so erschöpft, dass sie sich um ihre idealen Güter nicht mehr bekümmern konnte. Es ist also nicht zu erstaunen, wenn auf einmal ein Nothschrei über „des Archives und der Registratur gänzliche Unordnung und Konfusion zu allerseits höchster Verwunderung und Missvergnügen" laut wird, wie dies bei der im Jahre 1743 „beschehenen Visitation der Herrn Häupter (des Raths) und einiger Herren Rathsverwandter“ sich zutrug. Es war dann leichter gesagt als gethan, wenn sofort dem damaligen Registrator Klump unter Androhung der Dienstentlassung die schleunigste Neuordnung des Archives anbefohlen wurde. Da erschien aber als ein rettender Engel in Gestalt eines vorderöstreichischen Registrators eine Persönlichkeit, die mit eisernem Fleiss ein entschieden organisatorisches Talent verband, Leonhart Leopold Maldoner,[1] der unter Berücksichtigung der älteren Inventarien und Repositorien, aber unter Anwendung einer ganz neuen und übersichtlichen Signatur eine wirkliche Neuordnung in 227 Rubriken einführte, wovon er jedoch nur 70 Nummern repertorisirte. Zu Rubrik I bis incl. LX und zu XCVIII bis CVII schrieb er nämlich selbst eine ausführliche Regesten-Sammlung in vier dicken Folianten, jede Rubrik in sich chronologisch geordnet, womit er 1748 fertig wurde; an der gleichen Behandlung der übrigen Rubriken verhinderte ihn die Versetzung in seine neue Stellung als bischöflich Baselischer Kammerrath und Archivar.

Wenn auch die Rubrikenzahl dieser Neuordnung in mancher Beziehung vereinfacht werden konnte, indem er z. B. einem jeden auswärtigen Ort, worüber Urkunden vorhanden sind, eine besondere Rubrik gibt, anstatt sie unter einem Collectiv „Auswärtige Orte“ zusammenzufassen, so bildet doch dieselbe im Allgemeinen eine gediegene und feste Grundlage, auf die zurückzugehen bei dem



  1. Vergleiche Mone Quellensammlung zur Badischen Landesgeschichte. I. Einleitung. S. 94.
Empfohlene Zitierweise:
Adolf Poinsignon: Rückblicke auf die Vergangenheit des Stadtarchivs zu Freiburg im Breisgau. Theodor Ackermann, München 1895, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Poinsignon_-_Rueckblicke_10.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)